Led Zeppelin - Presence (Remastered Deluxe Edition)

Das siebte Studiowerk von Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John Bonham wurde Ende 1975 innerhalb weniger Wochen in München aufgenommen. Ein Blick auf die Tracklist verrät, dass sich auf “Presence” deutlich weniger Klassiker befinden als auf den früheren Werken der britischen Rocklegende. Das ursprünglich 1976 veröffentlichte Album ist trotzdem deutlich besser als sein Ruf (und die Kritikerstimmen aus den Siebzigern), denn durch den Verzicht auf Keyboards und Akustikgitarren ist es angenehm bodenständig und schnörkellos. Mit dem von Jimmy Page mal als bester ZEP-Song überhaupt bezeichneten Zehnminüter “Achilles Last Stand” mit seinem galoppierendem Bass, treibenden Riffs und Soli, “For Your Life”, das nur ein einziges Mal während der Reunion-Show 2007 performt wurde, und dem Stop-and-go-Classic “Nobody’s Fault But Mine” finden sich immerhin drei Meilensteine der Bandgeschichte auf “Presence”. Bis auf das kurze “Royal Orleans” wurden alle Songs von Jimmy Page und Robert Plant, der sich zur Zeit der Aufnahme von einem Autounfall erholte, geschrieben. “Hots On For Nowhere” und “Tea For One” können nicht ganz mithalten, sind aber immerhin noch gehobene Rockkost. Das hektische “Candy Store Rock” kann jedoch auch nach 40 Jahren nicht wirklich überzeugen.

Größter Anreiz für den Kauf der Deluxe Edition ist der auf der Companion Disc enthaltene Titel “10 Ribs & All/Carrot Pod Pod (Pod)”, ein zuvor unveröffentlichter Song aus den Album-Sessions. Schon nach den ersten Tönen ist klar, warum die Nummer nicht auf dem Album gelandet ist: Eine langsame, melancholische Pianomelodie ist das wichtigste Merkmal von “10 Ribs & All/Carrot Pod Pod (Pod)”, das im Vergleich zu den restlichen Albumtracks völlig untypisch klingt und erst nach 2 ½ Minuten mit dem Einsetzen von Pages Gitarrenklängen und wenig später der kompletten Band als LED ZEPPELIN-Nummer verortet werden kann. Bereits dieses Instrumental ist ein kleiner Schatz, man mag sich gar nicht ausmalen, welche Ausstrahlung es mit Vocals von Robert Plant bekommen hätte.

Bei den restlichen Tracks der Companion Disc handelt es sich zumeist um Rohmixe der bekannten Albumtracks, in denen sich bei genauerem Hinhören aber nur kleine Unterschiede feststellen lassen. Meist sind die Instrumente leicht anders abgemischt, manchmal ist die Durchschlagskraft der fertigen Mixe noch nicht vorhanden, dafür klingt alles etwas erdiger. Eine Ausnahme gibt es aber doch: “Royal Orleans” unterscheidet sich im Reference Mix ganz wesentlich von der Albumversion, weil Robert Plant hier extrem kauzig singt. Nicht nur einmal habe ich mich gefragt. Ist das überhaupt Plant? Leider gibt das Promomaterial zu diesem Punkt keine Auskunft. Ob die Vocals wirklich so geplant oder ein kleiner Scherz waren, kann also nicht geklärt werden. Interessant ist diese Fassung aber definitiv.

Da die Produktionen im Laufe der Zeit immer besser wurden, kann ich keine eklatante Verbesserung des remasterten Sounds im Vergleich zu den 1994er Releases erkennen. Den unveröffentlichten Song auf der Companion Disc sollte man gehört haben, generell sind die Unterschiede der Rohmixe zu den Originalen aber nicht allzu gewaltig. Ihr solltet euch also überlegen, ob ihr diese Neuauflage braucht, wenn ihr das 1994er Remaster im Regal stehen habt. Allen, die “Presence” noch nicht besitzen, sei direkt zum Kauf der Deluxe Edition geraten.

Trackliste
1. Achilles Last Stand
2. For Your Life
3. Royal Orleans
4. Nobody's Fault But Mine
5. Candy Store Rock
6. Hots On For Nowhere
7. Tea For One

Companion Audio
1. Two Ones Are Won (Achilles Last Stand – Reference Mix)
2. For Your Life (Reference Mix)
3. 10 Ribs & All/Carrot Pod Pod (Pod) (Reference Mix)
4. Royal Orleans (Reference Mix)
5. Hots On For Nowhere (Reference Mix)