Led Zeppelin - Coda (Remastered Deluxe Edition) Tipp

Led Zeppelin - Coda (Remastered Deluxe Edition)
Das 1982 veröffentlichte “Coda” beinhaltete keine neuen Kompositionen, sondern war eine Compilation - und damit kein Studioalbum im strengen Sinne. LED ZEPPELIN konnten auf diese Weise gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Den Hunger der Fans nach unveröffentlichtem Material stillen, den Bootleggern das Wasser abgraben und schließlich ihren Plattenvertrag mit Atlantic Records erfüllen. Der sah nämlich vor, dass die Briten auf ihrem eigenen Label fünf Studiowerke veröffentlichten mussten - und “Coda” ist eben jenes fünfte.

Mit dem neunten und letzten Studio-Output erhielten die LED ZEPPELIN-Fans eine interessante Zusammenstellung an bislang ungehörtem Material von den Anfängen der Bandgeschichte bis zum Ende. Die ältesten Nummern sind “We’re Gonna Groove” und “I Can’t Quit You Baby”, beides Coverversionen von Ben E. King bzw. Willie Dixon, die 1970 bei dem Auftritt der Band in der Royal Albert Hall in London mitgeschnitten wurden. Um sie wie Studioversionen klingen zu lassen, wurden Overdubs hinzugefügt und Publikumsreaktionen heraus gefiltert. Beide Songs sind typisch für die frühe Phase der Band. Das treibende “Poor Tom” stammt aus den Sessions zu “Led Zeppelin III”, während “Walter’s Walk” ein Outtake aus den “Houses Of The Holy”-Aufnahmen darstellt. Komplettiert wird die Sammlung von einem Drumsolo namens “Bonzo’s Montreux”, in das Jimmy Page ein paar elektronische Spielereien eingebaut hat, sowie drei Titeln, die es wegen der begrenzten Spielzeit der LP nicht auf “In Through The Out Door” geschafft hatten: “Ozone Baby”, “Wearing And Tearing” und “Darlene”. Alle drei wären eine absolute Bereicherung für das letzte reguläre Studioalbum gewesen und lassen deutlich erkennen, wie unterschiedlich das Songwriting der Musiker war. Das tänzelnde “Darlene” mit Piano wurde von allen Bandmitgliedern zusammen geschrieben, die kernigen Rocker “Ozone Baby” und “Wearing And Tearing” von Bonham und Page. Hätte das gesamte Album so geklungen, wären wohl sämtliche Kritiker verstummt.

Zum krönenden Abschluss wird “Coda” von gleich zwei Discs begleitet, die wie die Compilation Songs aus allen Bandphasen vereint, darunter die obligatorischen alternativen Mixe und Rohfassungen (“We’re Gonna Groove”, eine sehr interessante, frühe Version von “When The Levee Breaks” namens “If It Keeps On Raining”, “Walter’s Walk”, “In The Light” unter dem Titel “Everybody Makes It Through”, ...) sowie die B-Seiten “Hey, Hey, What Can I Do” und “Baby Come On Home”. Ganz aufmerksam zuhören sollten Fans beim Instrumental Mix von “Poor Tom” und dem alternativen Mix von “Bonzo’s Montreux”.

Richtig spannend wird es dann mit den bislang gänzlich unbekannten Nummern “Sugar Mama” (noch in den Bandanfängen eingespielt) und “St. Tristan’s Sword”, das aus den Aufnahmen zu “Led Zeppelin IV” stammt. Schön, dass diese Schätzchen das Licht der Welt erblicken, denn sie klingen ganz hervorragend. Erstmals gibt es auch Aufnahmen zu hören, die 1972 während eines Indien-Trips eingespielt wurden. Page und Plant reisen nach Bombay (heute Mumbai), um dort mit dem Bombay Symphony Orchestra zwei Nummern einzuspielen: “Friends” und “Four Sticks” (hier als “Four Hands” betitelt) als Instrumental. Die Qualität genügte Page damals nicht, als Boni für “Coda” wurden beide Interpretationen dankenswerterweise ausgegraben.

“Travelling Riverside Blues” kennen Fans bereits von den BBC-Sessions - schade, dass hier mit der konsequenten Bereitstellung von bislang unbekanntem Material gebrochen wird. Viel störender ist aber, dass eine Nummer aus dem “Coda”-Kontext komplett fehlt: “White Summer/Black Mountain Side” findet sich u.a. auf der Expanded Edition von “Coda” (1993) und dem 1990 erschienenen “Boxed Set”. Auf den beiden Companion Discs findet sich leider nicht. Das mag bei der Vielzahl an Bonustracks nur eine Kleinigkeit sein, ist für mich aber nicht nachvollziehbar. Da bereitet man die Re-Releases so akribisch auf, veröffentlicht alles, was im Zusammenhang der Alben in den Archiven bereit steht (selbst bisweilen eher uninteressante Rohmixe), und beachtet dann diesen Song nicht?

Gut regen wir uns wieder ab und betrachten den Re-Release von “Coda” noch mal im Gesamten. Mit gleich zwei Companion Discs bieten LED ZEPPELIN hier alles (naja, fast...), was das Fan-Herz begehrt.
Auch für diejenigen, die “Coda” besitzen, ist alleine wegen des schieren Umfangs der Neukauf der Deluxe Edition Pflicht!

Trackliste
1. We're Gonna Groove
2. Poor Tom
3. I Can't Quit You Baby
4. Walter's Walk
5. Ozone Baby
6. Darlene
7. Bonzo's Montreux
8. Wearing And Tearing

Companion Audio
Disc 1
1. We're Gonna Groove (Alternate Mix)
2. If It Keeps On Raining (When The Levee Breaks - Rough Mix)
3. Bonzo's Montreux (Mix Construction In Progress)
4. Baby Come On Home
5. Sugar Mama (Mix)
6. Poor Tom (Instrumental Mix)
7. Travelling Riverside Blues (BBC Session)
8. Hey, Hey, What Can I Do

Disc 2
1. Four Hands (Four Sticks - Bombay Orchestra)
2. Friends (Bombay Orchestra)
3. St. Tristan's Sword (Rough Mix)
4. Desire (The Wanton Song - Rough Mix)
5. Bring It On Home (Rough Mix)
6. Walter's Walk (Rough Mix)
7. Everybody Makes It Through (In The Light - Rough Mix)