H-Blockx - Open Letter To A Friend

Review

Stil (Spielzeit): Rock (45:45)
Label/Vertrieb (VÖ): X-Cell Records/Universal (24.08.07)
Bewertung: 6/10

Link: www.hblx.de

Die H-BLOCKX sind wie SASCHA. Wie der smarte Popinterpret aus Soest sind auch die vier Münsteraner sympathisch, intelligent und geschmackssicher. Alle paar Jahre liefern auch sie ein handwerklich gut gemachtes Album ab. Trotzdem reicht es nicht zum Superstar oder den ganz großen Bühnen.

„Open Letter To A Friend“ passt in dieses Muster. Es ist ein Longplayer voller wunderbarer Rocksongs, die mal schneller, mal härter, mal ruhiger und auch mal etwas schräger daherkommen, nie wehtun und nie stören. So gelungen Stücke wie „Cliche“, „Countdown to Insanity“ oder „Stay“ auch sind. Hört man sie hintereinander, entsteht ein sogenannter Radio-Effekt. Die Musik wird zur Tapete: Immer da, aber austauschbar.

Für die Band aus Münster ist „Open Letter To A Friend“ trotzdem ein wichtiges Album, und es sind wohl auch keine platten PR-Sprüche, wenn Sänger Henning Wehland sagt, dass die H-BLOCKX zum ersten Mal völlig frei gewesen seien und wirklich nur die Songs geschrieben und aufgenommen hätten, die sie auch wirklich fühlten und wollten – ohne Kompromisse. „Open Letter To A Friend“ ist für die Vier vor allem der Beweis, dass sie es noch können und dass es noch zusammen geht. Denn eigentlich war die Band schon tot. 13 Jahre nach ihren Crossover-Klassiker „Time To Move“ bastelten die Jungs schon an neuen, seriösen Karrieren. So baute Sänger Henning Wehland als Hobby-Manager erfolgreich „Deutschlands Antwort auf Jack Johnson“ POHLMANN auf und verdiente sich bei Xavier Naidoos SÖHNEn MANHEIMs bereits ein paar Euro dazu.

Bester Beweis für die wiedergewonnene Freiheit ist eine der skurrilsten Wetten des deutschen Musikbusiness. Weil sich die Band und ihr Management beim Sound und der Vermarktung von „Open Letter To A Friend“ nicht mit der Plattenfirma einigen konnten, erklärten sich die Münsteraner bereit „sowohl die kreative, als auch finanzielle Verantwortung zu übernehmen“, solange das Video zur ersten Auskopplung „Countdown To Insanity“ bei YouTube mindestens 100.000 Aufrufe verzeichne oder sich die Single unter den Top 10 der deutschen Single-Charts platziere. Bereits am 6. August meldete YouTube über 100.000 Abrufe. Damit gewannen die H-BLOCKX die Wette.

Für „Open Letter To A Friend zogen sich Henning Wehland (Gesang), Stephan „Gudze“ Hinz (Bass), Tim Tenambergen (Gitarre) und Steffen Wilmking (Schlagzeug) mit ihrem Produzenten Andreas „Boogieman“ Herbig nach Dänemark und Schweden zurück. Das hört man. "Open Letter To A Friend" ist ein typisch skandinavisches Album geworden. Gute Stücke, radiokompatibel, perfekt aber zu glatt produziert. Die Fans müssen aber nicht traurig sein: Fast allen Tracks hört man an, dass sie live und dreckig gespielt richtige Raketen sein können.