The Beatles - Live At The Hollywood Bowl Tipp

The Beatles - Live At The Hollywood Bowl
Das einzige offizielle Livedokument einer der einflussreichsten Bands aller Zeiten, die nur ein Jahrzehnt aktiv war und nach sechs Jahren davon nicht mehr auf der Bühne stehen wollte, kann wohl mit Fug und Recht als Heiliger Gral einer Diskografie bezeichnet werden – erst recht, wenn besagtes Album seit Jahrzehnten nicht mehr erhältlich ist. Damit ist jetzt Schluss: THE BEATLES bringen ihr einziges Livealbum in überarbeiteter Form neu heraus.

"Live At The Hollywood Bowl" erschien ursprünglich 1977, also 12 bzw. 13 Jahre nach den Konzerten, die im August 1964 bzw. 1965 im Hollywood Bowl in Los Angeles aufgenommen wurden. Produzent George Martin stand damals vor der unmöglichen Aufgabe, die Aufnahmen eines Dreispurgerätes vor dem Hintergrund von 17.000 ohrenbetäubend kreischenden Fans in eine hörenswerte Form zu bringen. Das ursprünglich "The Beatles At The Hollywood Bowl" betitelte Livedokument ist jedoch seit langer Zeit vergriffen, weshalb sich BEATLES-Fans Jahre lang mit (zahlreichen) Bootlegs begnügen mussten.

Als Captiol Records vor einigen Jahren weitere Dreispuraufnahmen der drei 1964/1965 aufgenommenen Konzerte in ihrem Londoner Archiv entdeckten, kontaktierten sie Giles Martin. Der Sohn des legendären George Martin nahm sich zusammen mit Toningenieur Sam Okell der Bänder an und mischte das ursprüngliche Album neu ab. Auf dem Re-Release befinden sich außerdem vier Bonustracks, die sich auf dem originalen Album nicht finden: Der Klassiker "I Want To Hold Your Hand", "Everybody's Trying To Be My Baby", "Baby's In Black" und "You Can't Do That".

Berücksichtigt man das Alter der Aufnahmen und den unfassbaren Lärmpegel, ist Giles Martin mit "Live At The Hollywood Bowl" ein Geniestreich gelungen. Der Sound fängt die Energie der BEATLES auf der Bühne extrem gut ein und ist trotz des fast unerträglichen Kreischpegels, der insbesondere in den ersten Nummern herrscht, sehr klar. Wenn auch nicht vergleichbar mit Liveaufnahmen von LED ZEPPELIN oder QUEEN aus den Siebzigern, denen man ihr Alter zu keiner Sekunde anhört. Was Martin und Okell unter Zuhilfenahme moderner Technik aus dem originalen Material heraus holen, ist absolut beeindruckend. Ebenso übrigens die Performance der BEATLES, die absolut tight und punktgenau spielen und singen – und das, obwohl sie wegen fehlender Monitore bei der extremen Geräuschkulisse nicht mal selbst hören konnten, was sie da eigentlich spielen.

Der Re-Release von "Live At The Hollywood Bowl", der als CD, LP und Digital Download erscheint, ist ebenso hochwertig aufgemacht, wie die vor einigen Jahren erschienene Remasters-Reihe: Die CD und das 24-seitige Booklet mit informativen Linernotes und originalen Zeitungsartikeln stecken in einem hochwertigen, schmalen Digipack, das mit einem neuen Cover versehen wurde. Der Re-Release korrespondiert mit der neuen THE BEATLES-Doku "Eight Days A Week", die dieser Tage Premiere feiert.

Trotz der klasse Aufmachung und des beeindruckend überarbeiteten Klangs finden sich Kritikpunkte, die sich teils schon das Original attestieren lassen musste: Gerade weil die BEATLES kurze Auftritte spielten, ist die Setlist gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig. Alleine unter den 13 originalen Tracks befinden sich neben Klassikern wie "Ticket To Ride", "Can't Buy Me Love", "Help!" und "A Hard Day's Night" gleich fünf Coverversionen, mit dem Bonustrack "Everybody's Trying To Be My Baby" kommt noch eine dazu. Hätte man hier nicht die Chance nutzen und alle drei Konzerte komplett veröffentlichen können, oder zumindest – um Dopplungen zu vermeiden, da sich die Setlists recht stark ähnelten – die restlichen Songs wie "I Feeld Fine" oder "I'm Down"? Das wäre ein richtig fettes Teil geworden!

Beworben wird "Live At The Hollywood Bowl" im Promozettel übrigens als "komplett neue Veröffentlichung, die auf die ursprünglichen Dreispuraufnahmen der Konzerte als Quelle zurückgreift" – das ist natürlich völliger Quatsch, da es sich de facto um eine neu abgemischte Wiederveröffentlichung mit Boni handelt. Trotzdem werden selbst glückliche Besitzer des Originals wegen der zusätzlichen Tracks und des fantastischen Sounds wohl kaum einen Bogen um den Re-Release machen können. Alle anderen Millionen von BEATLES-Fans müssen sich den Heiligen Gral sowieso zulegen.

Trackliste "Live At The Hollywood Bowl"

1. Twist and Shout [30 August, 1965]
2. She’s A Woman [30 August, 1965]
3. Dizzy Miss Lizzy [30 August, 1965 / 29 August, 1965 - one edit]
4. Ticket To Ride [29 August, 1965]
5. Can’t Buy Me Love [30 August, 1965]
6. Things We Said Today [23 August, 1964]
7. Roll Over Beethoven [23 August, 1964]
8. Boys [23 August, 1964]
9. A Hard Day’s Night [30 August, 1965]
10. Help! [29 August, 1965]
11. All My Loving [23 August, 1964]
12. She Loves You [23 August, 1964]
13. Long Tall Sally [23 August, 1964]
14. You Can’t Do That [23 August, 1964 - previously unreleased]
15. I Want To Hold Your Hand [23 August, 1964 - previously unreleased]
16. Everybody’s Trying To Be My Baby [30 August, 1965 - previously unreleased]
17. Baby’s In Black [30 August, 1965 - previously unreleased]
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...