Geschrieben von Thorsten Donnerstag, 14 Juni 2007 12:27
Bruce Springsteen - Live In Dublin (Live/2 CDs)
Stil (Spielzeit): Folk Rock/Rock (2:03:52)
Label/Vertrieb (VÖ): Columbia/Sony BMG (01.06.2007)
Bewertung: Großartig! (9/10)
Link: http://www.brucespringsteen.net
2006 überraschte BRUCE SPIRINGSTEEN, als er ein Album mit Songs des vor allem in den 50er und 60er Jahren populären Liedermachers Pete Seeger aufnahm. SPRINGSTEEN entstaubte die von Seeger oft nur auf einer Akustikgitarre vorgetragenen Stücke und hauchte ihnen mit einem Bläserensemble, einer mit Geige, Banjo und Akkordeon der folkigen Besetzung und einigen Neuarrangements neues Leben ein. Das Ergebnis: Das Album hatte Dampf auf dem Kessel…und live legt der Boss noch eine Schippe drauf.
Wo bei den Studioaufnahmen zum Beispiel die Bläser noch weit in den Hintergrund gemischt worden waren, entfaltet die folkige Instrumentierung in der ausgeglichenen Live-Produktion ihre maximale Wirkung. Dazu kommt, dass SPRINGSTEEN und seine Mitstreiter ein glückliches Händchen bei den Arrangements der Stücke hatten, die größtenteils schon vierzig oder fünfzig Jahre auf dem Buckel haben und ursprünglich eher im biederen Liedermacherstil dargebracht wurden. Jetzt aber, mal mit irischem Einschlag, mal mit Gospel-Attitüde und mal mit Country-Anleihen (ohne auch nur ansatzweise Gefahr zu laufen, sich in den glatt geschliffenen süßlichen Grausamkeiten der kommerziellen US-Country-Szene zu verlieren), ist es so gut wie unmöglich, still sitzen zu bleiben. Unverständlicherweise ist die Reaktion im Publikum eher gemischt. Während viele Zuschauer zumindest die Refrains der Songs mitsingen, die teilweise im englischen Sprachraum schon in der Kultur verwurzelt sind, sind am Ende fast jedes Songs auch Buhrufe zu hören. Was genau dieser hartneckigen Gruppe missfällt, weiß ich nicht, aber an der Qualität der Darbietung kann es nicht liegen. Neben den bereits in diesen Versionen bekannten Stücken aus den „Seeger Sessions“ kommen bei diesem Konzert auch Eigengewächse von SPINGSTEEN in neuem Gewand wie „Further on“ zum Zuge. Außerdem versucht er sich an einigen Covern wie „When The Saints Go Marching In“ oder dem ebenfalls den späten 60ern entspringenden „Love Of The Common People“ (am bekanntesten dürfte die PAUL YOUNG-Version aus den 80er Jahren sein) und streckt das Konzert so auf für seine Verhältnisse fast schon bescheidene zwei Stunden.
Wenn man denn zwanghaft etwas zu Meckern finden möchte, dann sei angemerkt, dass viele der Songs durch ihren Ursprung in der amerikanischen Arbeiterbewegung der 50er und 60er stark religiöse und teilweise patriotische Inhalte haben. Sonst gibt es aber an diesem Paket nun wirklich nichts auszusetzen. SPRINGSTEEN und deine SEEGER SESSION BAND fegen in Sachen Herz und Power so ziemlich alles weg, was im Moment unter dem Banner Rock veröffentlicht wird. Wer mit Folk und Rock gleichermaßen etwas anfangen kann, sollte diese CD im Schrank stehen haben.