Man könnte auch sagen, es ist wie bei den Landkarten oder beim Kompass, der Norden ist eben oben. Sogar mit dem Albumtitel haben sie es richtig gemacht, "PlayRestart" ist denn auch Aufforderung nicht nur für den Rezensenten. Vorgelegt haben NORD ein wirklich fulminantes Werk. Aufgenommen wurde das Album in der Fünfer-Besetzung (Vocals/Bass - 2x Gitarre - Schlagzeug - Keyboards) in 2015/2016. Zweifellos ist es Rock, dann wird es schon schwieriger, gibt es doch vielerlei Einflüsse. Alternative und New Wave könnte man nennen, jedoch kein Metal trotz einiger harter Riffs. Dazu kommen wunderschöne Melodiebögen. Also Art-Rock?
Prima Debutalbum aus Kroatien
Der Start des Opener "Lo-hi" mit fetten, tiefen und ruhigen Keyboard-Sounds, etwas Synthiegewaber und einer gezupften Gitarrenlinie aus vier Tönen in einer Schleife lässt den Hörer auch beim Einsatz der tiefen Stimme noch etwas rätselhaft zurück, befindet sich die Band doch auch nach einer Minute immer noch auf dem Startakkord. Sozusagen eine Coda zu Beginn. Doch dann explodiert das Stück mit dem Einsatz von Drums und Rhythmusgitarre sowie dem spannend aufgebauten Akkordwechsel. Klasse Intro.
Das Tempo wird dann doch gleich wieder zurückgenommen und plötzlich groovt der Track bis zum nächsten Refrain/Break so vor sich hin. Dieser Track lässt schon zweierlei erkennen: NORD packen gerne überraschende Elemente in ihre Songs und wir hören eine ausgezeichnete Produktion. Der Sound ist sauber ausbalanciert, und die Instrumente haben ihren perfekten Platz und sind fein differenziert. Das gilt für das ganze Album: jeder Song ist toll arrangiert. Es hört sich manchmal an wie einfach losgerockt, ist es aber nicht.
Der nächste Track "Running Man" zeigt dann das treffsichere Gespür für eine tolle Hookline, die in einem schönen Arrangement ausgearbeitet wird. Das rockt richtig und ist AirPlay tauglich.
Duett mit der "Voice of Croatia" Eni Jurisic
Die Tracks liegen alle bei vier bis fünf Minuten Spielzeit, haben aber gefühlt deutlich mehr Inhalt. "Shadows", „Mexico“ und "So Alive" sind hier als gute Beispiele zu nennen. Weiter ist die schön klare Stimme von Bassist und Sänger Michael Prosen anzusprechen, die sowohl in den ruhigen Parts als auch im Geschrei sehr gut passt. Etwas Besonderes ist auch "Killing Me, Killing You". Zu diesem Stück steuert die "Voice of Croatia" Eni Jurisic eine zweite Stimme bei, die diesem Track eine tolle Note gibt. Teils im Duett, teils im Wechsel baut sich hier eine Gänsehaut-Gesangslinie auf – einfach super. Dieser Track hat schon fast poppige Radiotauglichkeit.
NORD scheinen dann bemüht, diesen Eindruck im finalen "Remake" zu Gunsten des bodenständigen Rocks zu revidieren. "Remake" steigert sich auf der Basis eines einfachen kurzen Gitarrenlaufs über den ganzen Track und bekommt zum Ende schon fast eine aggressive Note. Das angehängte Piano-Outro "End" legt nochmal ein Minithema auf, welches mit seiner Harmoniefolge quasi das Album zusammenfasst und wunderschön abschließt. Es würde aber auch gut als Intro durchgehen – bei diesem Album drängt kein Finger darauf, die "Eject"-Taste zu drücken.
Insgesamt ist "PlayRestart" ein tolles Album, welches ich gerne empfehle. Die musikalischen Leistungen aller Fünf samt Gastmusiker sind auf hohem Niveau, das Songwriting ebenso. Der Sound ist frisch, modern und knackig – die Produktion gut. Ein Album auch zum Hineinhören, eine Kopfhörersession wird sich als Genuss steigernd zeigen.
NORD rocken mit fettem Sound, präzisen und wechselhaften Rhythmen, einer coolen Stimme sowie sehr guter Arbeit an den Gitarren und Keyboards. NORD sind zu empfehlen für alle Rockmusikhörer, die gerne mal Musik abseits des Mainstream lauschen und sich dennoch über Tracks mit allen Zutaten einer positiven, eingängigen und dynamischen Musik erfreuen.
Nord – "Play Restart" Tracklist:
1. Lo-Hi
2. Running Man
3. Play Restart
4. Shadows
5. So Alive
6. Mexico
7. Killing Me, Killing You
8. Remake
9. End
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