Jeder, der in den letzten Monaten einen Artikel über CELLAR DARLING gelesen hat, ist unweigerlich über die Schweizer Folk-Metal-Helden von ELUVEITIE gestolpert. So weit, so gut, schließlich zählten Anna Murphy, Ivo Henzi und Merlin Sutter über eine Dekade lang zu den festen Säulen der Truppe. 2016 folgte der Bruch, der im Neuanfang unter frischer Flagge endete. CELLAR DARLING waren geboren. Mehr will ich auch gar nicht mehr zur Geschichte des Trios erzählen. Warum? Kein Mensch braucht noch einen weiteren Artikel, welcher die Gründungsgeschichte des Trios rekapituliert, davon gibt es inzwischen schon mehr als genug. Hier soll es um CELLAR DARLING gehen, nicht um die Vergangenheit, denn diese Aufmerksamkeit haben sich die Veteranen mit "This Is The Sound" redlich verdient.
Denn der Erstling klingt so gar nicht nach den erfolgreichen Folk-Metallern, sondern wartet mit einer überraschend großen Portion Eigenständigkeit auf. CELLAR DARLING klingen einfach nach CELLAR DARLING und ihrer ganz eigenen Rockmusik. Klassisch besetzt mit Bass, Gitarre und Drums, hat sich mit Anna Murphys Drehleier auch eine gute Portion Exotik auf das Album geschlichen. Wem das jetzt schon zu folkig klingt, der sei an dieser Stelle beruhigt: Weder kleistern die Schweizer ihre Songs mit dem Streichinstrument zu, noch lassen sie sich überhaupt in irgendwelche Schubladen stecken. Das Trio hat der eigenen Kreativität einfach freien Lauf gelassen, ohne sich von Genre-Konventionen einschränken zu lassen. Und dass sich das durchaus hören lassen kann, beweist schon der tolle und vor allem erfrischend andere Opener "Avalanche" zur Genüge.
Durchdachtes Album, fernab ausgetretener Pfade
CELLAR DARLING stellen neben den gelungenen Riffs vor allem ihre virtuosen Melodien und die Lyrics in den Vordergrund. Das Trio will mit seinen Texten alte Volksmärchen wiederbeleben und Neues schaffen, sodass Lieder wie die Singleauskopplung "Black Moon", das progressive "Six Days" oder das tiefsinnige "Hullaballoo" – Zugegeben, der Name klingt alles andere als tiefsinnig – nicht nur musikalisch, sondern eben auch inhaltlich begeistern. Dabei wahrt die Truppe immer eine gute Balance zwischen knackigen Rockern und progressiven Stücken, welche dem Album dank des so vorhandenen Abwechslungsreichtums einen hervorragenden Flow beschert. So ist es kaum verwunderlich, dass "This Is The Sound" zu keiner Zeit nachlässt, sondern auch mit fortgeschrittener Spielzeit nichts von seinem beachtlichen Hitpotenzial verliert. Das flotte "Starcrusher" und das fast achtminütige "Hedonia", welches tatsächlich in Schwitzerdütsch gesungen ist, sprechen im letzten Viertel für sich.
"This Is The Sound" ist ein klasse Album, welches so gar nicht nach der Debütplatte einer frisch zusammengefundenen Rockformation klingt. Jedem Akkord, ja jedem Ton auf "This Is The Sound" ist anzumerken, dass hier nicht drei Musiker, sondern drei Freunde am Werk sind. Von Folk bis Klassik gelingt es CELLAR DARLING, sämtliche Einflüsse in ihren Stil zu integrieren und diesen mit famosen Melodien und tollem Songwriting anzureichern. Ohne es dabei zu übertreiben, wohlgemerkt. "This Is The Sound" ist so das gelungene erste Ausrufezeichen einer noch jungen Band, welche ihren Sound gefunden und noch viele Jahre vor sich hat. Wie das Trio jedoch ihr eigenes Debüt toppen will, steht noch in den Sternen. Aber so sollte das im Idealfall ja auch sein.
Tracklist
1. Avalanche 4:08
2. Black Moon 4:12
3. Challenge 3:38
4. Hullaballoo 3:35
5. Six Days 5:49
6. The Hermit 3:15
7. Water 1:54
8. Fire Wind & Earth 4:41
9. Rebels 5:34
10. Under The Oak Tree 4:13
11. High Above These Crowns 2:45
12. Starcrusher 3:20
13. Hedonia 7:28
14. Redemption 5:19