MOTÖRHEAD nehmen sich ihre Favoriten zur Brust
Im Booklet des schick aufgemachten Digipacks mit kurzen Infos zu jeder Nummer gibt das Duo zu Protokoll, dass ein solcher Release schon länger im Raum stand. Und er macht Sinn, denn insbesondere im direkten Vergleich hört man die Unterschiede der gecoverten Bands mit spezieller MOTÖRHEAD-Würzung richtig gut heraus.
Dass punkige Nummern wie "God Save The Queen" (SEX PISTOLS) und "Rockaway Beach" (RAMONES) ein gefundenes Fressen für das Trio waren, überrascht nicht. Dass ein Heavy Metal-Track wie "Breaking The Law" (JUDAS PRIEST) ebenso wie das pfeilschnelle "Whiplash" (METALLICA) problemlos neben deutlich besser zum MOTÖRHEAD-Sound passenden Tracks wie "Cat Scratch Fever" (TED NUGENT), "Sympathy For The Devil" oder "Jumpin' Jack Flash" (beide THE ROLLING STONES) bestehen, schon eher.
Lemmy covert Bowie – und es funktioniert
Abgerundet wird "Under Cöver" von "Hellraiser", das Lemmy mit und für OZZY OSBOURNE schrieb und kurzerhand auch mit MOTÖRHEAD aufnahm, "Shoot 'Em Down" (TWISTED SISTER) und "Starstruck" (RAINBOW), für das sich das Trio die gesangliche Unterstützung von SAXONs Biff Byford holen musste, weil Lemmy krankheitsbedingt nicht in der Lage war, die kompletten Vocals zu übernehmen.
Und dann wäre da noch das bislang unveröffentlichte "Heroes" (DAVID BOWIE). Lemmy war zuerst nicht besonders glücklich mit dem Ergebnis, bis er seine Meinung dann doch änderte und seine Interpretation zu schätzen lernte. Die MOTÖRHEAD-Version des ewigen Klassikers ist beeindruckend: Campbels Gitarren klingen fast wie im Original, das Solo ist bombastisch. Lemmys kauzige, heisere Vocals bilden zu Beginn einen ungewohnten Kontrast zur leichten Melodie, bis mit gesteigerter Intensität aus Kontrast absolute Harmonie wird. Die Nummer ist eines der packendsten MOTÖRHEAD-Cover überhaupt und eine zu Tränen rührende Hommage, wenn man im Hinterkopf behält, dass Lemmy und Bowie im Abstand von nur wenigen Wochen gestorben sind.
"Under Cöver" macht ziemlich viel Bock – auch, wenn es nicht komplett ist
Um eine vollständige Sammlung aller MOTÖRHEAD-Cover handelt es sich bei "Under Cöver" indes nicht: Es fehlen zum Beispiel "Louie Louie" (THE KINGSMAN), "Hoochie Coochie Man" (MUDDY WATERS), "Masterplan" (PLASMATICS) und "Beer Drinkers & Hell Raisers" (ZZ TOP) aus der frühen Bandphase. Vielleicht waren diese Songs den verbliebenen Bandmitgliedern (oder Lemmy) nicht gut genug, um sie zu inkludieren. Warum die hervorragende Interpretation des METALLICA-Hits "Enter Sandman" nicht an Bord ist, ist allerdings schnell erklärt: Die Nummer wurde nicht von MOTÖRHEAD, sondern von ZEBRAHEAD mit Gastvocals von Lemmy eingespielt. Gehört haben solltet ihr die Version dennoch!
Da nur vier Tracks auch auf regulären Studioalben enthalten sind und sich der Rest der Songs auf verschiedenen Compilations und Tribute-Alben befindet, die lange nicht jeder MOTÖRHEAD-Fan besitzen dürfte, eignet sich diese Compilation praktisch für jeden Anhänger des Trios, zumal das bislang unveröffentlichte "Heroes" wirklich hörenswert ist.
Hier geht's um den Spaß – das ist der einhellige Tenor von Mikkey Dee und Phil Campbell. Und den habt ihr mit "Under Cöver" garantiert.
Trackliste
1. Breaking the Law (Judas Priest) 2008
2. God Save the Queen (The Sex Pistols) 2000
3. Heroes (David Bowie) 2015
4. Starstruck (Rainbow) 2014
5. Cat Scratch Fever (Ted Nugent) 1992
6. Jumpin’ Jack Flash (The Rolling Stones) 2001
7. Sympathy for the Devil (The Rolling Stones) 2015
8. Hellraiser (Ozzy Osbourne) 1992
9. Rockaway Beach (Ramones) 2002
10. Shoot ‘Em Down (Twisted Sister) 2001
11. Whiplash (Metallica) 2005
Band
Lemmy Kilmister - Vocals, Bass
Phil Campbell - Guitars
Mikkey Dee - Drums