Black Country Communion - BCCIV

Black Country Communion - BCCIV
    Klassicher Hard Rock

    Label: Mascot Label Group
    VÖ: 22.09.2017
    Bewertung:9/10

    BCC im Web


Als BLACK COUNTRY COMMUNION vor nicht allzu langer Zeit bekannt gaben, an einem neuen Album zu arbeiten, dürfte sich manch Classic Rock-Gourmet das Höschen nass gemacht haben. Nach der zwischenzeitlichen Trennung sah es nämlich nicht danach aus, dass die Supergroup nochmal gemeinsame Sache machen würde. Und das wäre angesichts der hervorragenden Qualität von "BCCIV" eine echte Schande gewesen.

Drei Alben innerhalb genauso weniger Jahre, dazu eine Tour plus Live-Mitschnitt: Selbst für vier begabte Musiker schien das Tempo zu hoch und der Krach vorprogrammiert. Als Glenn Hughes öffentlich meinte, Joe Bonamassa würde die Band ausbremsen und das Touren verhindern, begann ein verbaler Disput, nach dem der Gitarrist schließlich BLACK COUNTRY COMMUNION verließ. Er betonte seine Erleichterung, nicht länger Teil der Band mehr zu sein. Hughes erklärte schließlich das Ende der Supergroup - nicht ohne Stichelei in Richtung Bonamassa, der angeblich die weitere Nutzung des Bandnamens verboten hatte.

BLACK COUNTRY COMMUNION bäumen sich noch einmal auf

Irgendwann im letzten Jahr merkte der solo extrem erfolgreiche Gitarrist, dass das Debüt "Black Country" schon sechs Jahre alt würde. Er klopfte vorsichtig bei seinen (ehemaligen) Kollegen an. Ob sie nicht Bock hätten, eine neue Scheibe einzuspielen? Sie hatten. Und schrieben innerhalb von vier Monaten zehn Tracks, die wie die vorherigen Outputs unter der Ägide von Kevin Shirley aufgenommen und gemixt wurden.

Hughes, Bonamassa, Sherinian und Bonham wollten ein Album aufnehmen, das den ersten drei in nichts nach stünde,ohne sie zu wiederholen. "Wenn ihr nach einem Folk-Album sucht: Das hier ist keines!", versprach Hughes eine rifforientierte Ausrichtung. Er hielt Wort: Die 60 Minuten neue Musik scheinen noch einen Tick härter und ausgereifter zu sein als die Songs auf "Black Country", "2" und "Afterglow". "BCC IV" ist knackiger, abwechslungsreicher, melodischer, versierter. Es begeistert mit diesem ganz eigenen, der Historie der einzelnen Bandmitglieder geschuldeten, unvergleichlichen Seventies-Spirit, auf den Fans seit 2013 warten.

Dieses Feeling!

Jetzt ist es wieder da: Das unvergleichliche Feeling, das entsteht, wenn vier Ausnahmemusiker mit einem unerschütterlichen Gespür für markante Riffs und Melodien zusammen musizieren. Diese an LED ZEPPELIN erinnernde Magie, die das Songwriting-Duo Hughes/Bonamassa in seinen Rockhymnen versprüht - im Epos "When The Morning Comes", dem krachenden Opener "Collide", dem treibenden "Sway" oder dem herzzerreißend melancholischen "The Last Song For My Resting Heart" mit Gänsehaut-Chorus und entfesseltem Gitarrensolo. Das wohlige Aufseufzen, wenn Jason Bonham auf sein Drumkit eindrischt, Derek Sherinian eine Passage mit dem warmen Klang seiner Hammond überzieht und sich die Stimmen von Bonamassa und Hughes zu einem mehrstimmigen Chorus vereinen.

Ihren klassischen Rock-Horizont erweitern BLACK COUNTRY COMMUNION auf mehreren Ebenen. Ob bluesgetränkte Eskapaden, die auf das Konto von Bonamassa gehen, Violinen und Banjo für eine ordentliche Prise Folk, ein Hauch von Funk oder arabische Figuren und Weltmusik-Einflüsse: "BCC IV" ist extrem vielschichtig und abwechslungsreich, ohne die klassische Rock-Schiene zu verlassen.

"BCCIV" bietet spannendes Songwriting auf höchstem Niveau

So kann neben leicht verdaulichen, straighten Nummern wie "Over My Head", "The Crow" mit wunderbarem Hammond-Solo und dem bittersüßen Grower "Love Remains" das enorm ambitionierte "The Cove" stehen, ohne einen Bruch darzustellen. Den zähen Blues-Brocken durchziehen in den Strophen leicht psychedelische, wabernde Effekte, im erhabenen, harmonischen Chorus zeigt sich Hughes von seiner stärksten Seite. Oder das zwischen Düsternis und Sonnenschein pendelnde "Wanderlust", das Sherinian mit seinem Pianospiel vorantreibt und mit einem ausufernden Bonamassa-Solo beendet wird.

Glenn Hughes' Stimme ist kraftvoll und routiniert wie eh und je, sein Bassspiel brummend und punktgenau. Joe Bonamassa tobt sich mit kraftvollen Riffs aus, seine Soli sind spontan, kraftvoll, geradezu entfesselt, die Vocals leidenschaftlich. Jason Bonham lässt es scheppern wie 40 Jahre zuvor sein Vater, Derek Sherinian setzt mit Piano-Tupfern, drückenden Hammond-Sounds und wohldosierten Effekten Ausrufezeichen. Und Kevin Shirley zaubert einmal mehr einen homogenen, warmen Klang, der jedes Instrument, jede Stimme präzise aus den Boxen drückt. Die Produktion atmet wie die Songs den Geist vergangener Rock-Größen und bleibt dabei stets zeitgemäß.

Das derzeitige Maß der der (Classic Rock-)Dinge

Eine vorübergehende Trennung kann für manch eine Beziehung die Rettung bedeuten und sie mit neuer Leidenschaft festigen. BLACK COUNTRY COMMUNION ist der musikalische Beweis dafür. Und auch, wenn Hughes beteuert, er und Bonamassa seien auch während der Trennung stets befreundet gewesen, möchten wir diese Trennung nicht noch einmal erleben. Denn sympathischer, variantenreicher und leidenschaftlicher kann man klassischen Rock derzeit nicht machen.

Trackliste

1. Collide
2. Over My Head
3. The Last Song For My Resting Place
4. Sway
5. The Cove
6. The Crow
7. Wanderlust
8. Love Remains
9. Awake
10. When The Morning Comes

Band

Glenn Hughes - Vocals, Bass
Joe Bonamassa - Guitars, Vocals
Derek Sherinian - Keyboards
Jason Bonham - Drums

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...