„America First“ ist das Motto unserer Zeit. Isolationismus und das unverhohlene Streben nach dem eigenen Vorteil waren Eigenschaften, welche die westlichen Gesellschaften längst hinter sich gelassen glaubten. Ein Glück, dass noch Kräfte diesen Planeten bewohnen, welche in globalem Ausmaß und über Ländergrenzen hinaus denken. So die italienische Hard-Rock-Band MIDNIGHT SIN, welche schon mit ihrem ersten Album "Sex First“ eine deutlich zustimmungswürdigere Weltanschauung vertrat. Dieses Jahr nimmt uns das Quartett mit auf "One Last Ride“ und lässt hoffen, dass der Albumtitel doch nichts anderes ist als ein weiterer Propagandaslogan.
Denn MIDNIGHT SIN werden nicht nur im Werbewisch jedem Fan von 80er-Jahre Sleaze Rock und modernem Hard Rock ans Herz gelegt, sondern liefern auch genau das, was man sich als Käufer einer solchen CD ausrechnet. Rockig und dreckig legt der Opener "Loaded Gun“ los und versetzt einen ohne Umschweife in einen verschwitzten Nachtklub in den Staaten. "Land Of The Freak“ lässt mitunter Roadtrip-Stimmung aufkommen, während die Single "Game Over Fame“ mit einem Überrefrain die Boxen sprengt. "One Last Ride“ ist geprägt von groovigen Riffs, Mitsingrefrains und coolen Soli, die sich schon nach wenigen Umläufen in den Hörgängen fest gebissen haben. Mit "Send Me A Light“ ist auch die obligatorische Ballade für die romantische Nacht auf der Rückbank im Gepäck, die das Geschehen durchaus auflockert. Dass als Rausschmeißer mit "Born This Way“ ausgerechnet der Feel-Good-Song der Platte den Zuschlag bekommen hat, setzt dem 80er-Jahre-Rockklischee quasi die Krone auf.
Somit ist "One Last Ride“ nichts Geringeres als eine weitere, fetzige Sleaze-Rock-Platte, die richtig Spaß macht. Etwas Revolutionäres bietet das Zweitwerk der Italiener aber keineswegs, sodass sich die Platte zwar qualitativ hoch positioniert, aber nie wirklich aus der Masse herausstechen kann. Wer seit den 80ern dem Sleaze und Hard Rock die Treue gehalten hat, wird kaum etwas Nicht-Gehörtes auf der Langrille finden können. Stattdessen zelebrieren MIDNIGHT SIN die Vergangenheit und betreiben allerhöchstes Feintuning. Mehr braucht es aber auch nicht, schließlich wissen die Italiener offensichtlich, wie man gute Songs schreibt – und so lässt sich die Platte jedem empfehlen, der neues Futter für wilde Nächte sucht oder einfach mal wieder eine gute Rockscheibe einlegen will!
Anspieltipp: "Loaded Gun“, "Game Over Fame“
Tracklist
1. Day Zero
2. Loaded Gun
3. Land Of The Freak
4. Game Over Fame
5. Send Me A Light
6. Never Say Never
7. The Maze
8. Plan B
9. Not Today
10. Born This Way