
Stil (Spielzeit): Prog (1:92:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Atlantic/Warner Music (27.04.07)
Bewertung: Viel besser geht's nicht (9,5/10)
Link: http://www.rush.com
Hat denn wirklich jemand gedacht, ein neues RUSH Album könnte etwas anderes als genial werden? Und so ist es keine Überraschung, dass auch das neunzehnte Studioalbum der kanadischen Prog-Götter in der besten Tradition der Band steht und keine Gefangenen macht. Die 13 Stücke wurden während zwei Studioaufenthalten im Frühjahr und im Herbst 2006 geschrieben und im Winter in den Allaire Studios im Bundesstaat New York aufgenommen. Mit an Bord waren dabei waren Rich Chyki, der auch schon für den Live-Sound von RUSH verantwortlich zeichnet, und Nick Raskulinecz, der bisher unter anderem für die FOO FIGHTERS und STONE SOUR gearbeitet hat.
Erstes Highlight des Albums ist das als Opener gewählte und bereits als Single veröffentlichte Far Cry. Der Song rechtfertigt schon allein durch den mitreißenden Chorus die Auskopplung und liefert alle von RUSH gewohnten Trademarks. Überhaupt haben es RUSH einmal mehr geschafft, ihrem ganz eigenen Stil und ihrem ganz eigenen Sound ein weiteres Kapitel hinzuzufügen, mit dem alle ihre Fans zufrieden sein dürften. Das Album besteht aus überwiegend rockigen Stücken und ist, auch wenn Keyboards eingesetzt werden, nicht mit Synthysounds zugepflastert. Die elektronischen Klänge bleiben angenehm hintergründig. So klar die Handschrift der Kanadier auch zu erkennen ist, so unterschiedlich sind die einzelnen Stücke. Das mit Liedermacher-Atmosphäre daherkommende The Way The Wind Blows, das durch den in einigen Teilen verwendeten ¾-Takt walzerartige und beschwingte Workin’ Them Angels, oder das fast schon alternative Brave Face sind nur einige Beispiele. Auch die gewohnte Tugend von Drummer und Texter Neil Peart, ernste Themen aufzugreifen, wurde beibehalten. Das ruhige The Larger Bowl beschäftigt sich mit den Ungerechtigkeiten des Lebens, die jeder Mensch empfindet, und Faithless ist die vielleicht intelligenteste musikalische Religionskritik, die ich jemals gehört habe. Zugegeben, es gibt mit dem Quasi-Titelstück Sword And Amor (der Albumtitel „Swords And Arrows" wurde dem Text entnommen) und Spindrift auch ein paar Stücke, die nicht auf Anhieb zünden, aber mit mehreren Durchläufen gewinnen. Natürlich könnte man auch die Frage stellen, ob drei Instrumentalstücke wirklich sein müssen, aber da das leicht tribal anmutende The Main Monkey Business ein weiterer Höhepunkt des Albums ist … JA! Und RUSH dürfen das.
Und damit bleibt mir abschließend eigentlich nicht mehr, als „Snakes And Arrows“ zum Pflichtkauf zu erklären. Während die halbe Prog-Szene wahlweise den Originalen der 70er hinterher läuft oder sich in „modernen“ Lärmorgien verliert, kommt das kanadische Flagschiff keine Handbreit vom Weg ab.