1999 überraschte Liv Kristine die Musikwelt mit ihrem Soloalbum „Deus Ex Machina". Obwohl „überraschen" zuviel gesagt ist, denn schließlich war man bereits durch ihre Aktivitäten bei Theatre Of Tragedy nur Bestes gewohnt. Schließlich war die damalige Freundin und heutige Frau von Atrocity-Mastermind Alexander Krull eine der allerersten klassisch-klaren und qualitativ hervorragenden weiblichen Stimmen im Metal-Bereich.
„Leaves` Eyes" ist der Name der Band, in der Liv Kristine Espenaes Krull, wie sie mit vollem Namen heißt, zusammen mit den Musikern von Atrocity heute ihre stimmliche Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Das Debüt „Lovelorn" (Napalm Records / SPV) erinnert stark an „Deus Ex Machina", ist jedoch um einiges vielseitiger ausgefallen. Waren vormals eher Pop-Songs dominant, so regiert aktuell eine ungeheuer sinnliche Mischung aus Metal und Rock, Klassik und wiederum Pop.
„„Lovelorn" erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, dessen Liebste im Meer ertrunken ist", so die 28-jährige Sängerin. Das Album versprüht Melancholie, Elegie und Ruhe, ohne jedoch zu sanft zu werden; die Songs wirken trotz aller zwischenzeitlichen Härte und Kraft insgesamt verletzlich. Die Parts, in denen Alex Krull (der das Album auch produziert hat) seiner Frau tief growlend zur Seite steht, erinnern stark an die guten alten Zeiten von Theatre Of Tragedy. Doch auch bei „Leaves` Eyes" ist es die Stimme von Liv Kristine, die über allem schwebt und den teils bombastischen und verdammt dick produzierten Arrangements starke Ausdruckskraft verleiht. - Zum Teil sogar in vormals ungeahnten Höhen.
Manches klingt ein wenig kitschig oder seicht, doch sehr selten überladen und niemals belanglos. Ersteres liegt mit in der Natur dieser Art von Musik und wird potentielle Käufer wohl kaum stören. Die Dunkel-Metaller unter Euch sowie Freunde von „Deus Ex Machina" oder Fans der alten Theatre Of Tragedy sollten „Lovelorn" auf jeden Fall antesten, es lohnt sich absolut.