Foreigner - Foreigner With The 21st Century Symphony Orchestra & Chorus

Foreigner - Foreigner With The 21st Century Symphony Orchestra & Chorus

Die Kombination aus Rockband und Orchester hat Jahrzehnte lange Tradition.2017 haben sich auch die AOR-Helden FOREIGNER an eine solche Kollaboration gewagt und standen im Mai des vergangenen Jahres an zwei ausverkauften Abenden in Luzern mit einem 58-köpfigen Orchester und 60-köpfigen Chor auf der Bühne.

Logisch, dass ein solches Ereignis in Bild und Ton festgehalten werden musste. Unter dem sperrigen Titel "Foreigner With The 21st Century Symphony Orchestra & Chorus" kann der Auftritt auf CD, Vinyl oder CD+DVD (mit drei zusätzlichen Titeln) nacherlebt werden. Vor dem Auftritt hat Gitarrist und Gründungsmitglied Mick Jones ein volles Jahr lang mit den Komponisten Dave Eggar und Chuck Palmer zusammengearbeitet, um zeitlose FOREIGNER-Hits im klassischen Gewand neu aufleben zu lassen.

FOREIGNER verschmelzen mit Orchester und Chor

Das Team hat sehr gute Arbeit geleistet: Selten klang ein Rock-meets-Classic-Projekt so aus einem Guss und komplett wie hier. Das lässt schon die "Overture" erahnen, in der "Dies Irae" geschickt mit Zitaten aus "Juke Box Hero" verschmilzt. Das bluesige "Blue Mountain, Blue Day" fungiert als bombastischer Opener und stellt neben dem Piano die Streicher in den Vordergrund. "Cold As Ice" mit seinem prägnanten Gitarren- und ausladendem Hammond-Solo ist von einigen Bläsern und dem Ende abgesehen eher dezent orchestriert, "Waiting For A Girl Like You" eignet sich wie erwartet perfekt für eine orchestrale Begleitung und gewinnt durch die von Streichern übernommenen Keyboard-Melodien zusätzlich an Tiefe.

"Say You Will" wurde eine Einleitung mit Piano, Akustikgitarre und Flöte spendiert, bevor Kelly Hansen mit seinen warmen Vocals die eingängige Ballade im akustischen Gewand eröffnet. Nicht nur der Sänger, auch die Backing Vocals beeindrucken mit einer felsenfesten Treffsicherheit bei sämtlichen Harmonien. "When It Comes To Love" wird wunderschön vom Chor eröffnet, bevor die "Can't Slow Down"-Nummer ebenfalls als herzerwärmende Lagerfeuerballade interpretiert wird, bei der sich Orchester und Band die Bälle magisch zuspielen.

AOR-Hits im klassischen Gewand

Auch "That Was Yesterday" wird vom Chor eingeleitet, bevor der Song mit voller Band und Bläser-Power durchstartet. Der Ohrwurm "Feels Like The First Time" gewinnt vor allem durch den Orchester-Einsatz im Refrain an Bombast. "Starrider" wird von luftigen Flötenklängen eröffnet, nach der einleitenden Passage schwingen sich Chor und Orchester auf und bereiten der epischen Nummer eine schwerelose, zum Songtitel passende Bühne, während Mick Jones sich in einem wunderbar gefühlvollen Solo verliert.

Das knackige "Double Vision" bietet einmal mehr viel Platz für die Streicher, die sich insbesondere im Chorus austoben. Das bluesig-funkige "Fool For You Anyway" bedient sich nur an einigen Stellen der Bläser-Fraktion und wird ansonsten kaum orchestral unterstützt. Es ist der einzige Song, auf den FOREIGNER besser verzichtet hätten, weil er den Fluss unterbricht und wie ein Störfaktor wirkt.

Dafür entschädigt das abschließende Trio: "Urgent" erhält eine erweiterte Einleitung, Streicher und Bläser unterstützen die Band nach Kräften. Tom Gimbel spielt sich am Saxophon in einen wahren Rausch. Bei "Juke Box Hero" wird's richtig episch, allerdings verliert der Hit viel von seinem Biss. Zudem wird der Titel mit über elf Minuten arg in die Länge gezogen. Die Mega-Ballade "I Want To Know What Love Is" profitiert zum Schluss noch einmal von Orchester und Chor und markiert den Abschluss der CD.

Bombastisch und opulent, aber auch ein bisschen hüftsteif

Wie anfangs erwähnt verschmelzen Band, Orchester und Chor zu einer echten Einheit. Das hört man nicht oft - selbst, wenn die Kollaboration bei einer AOR-Band deutlich einfacher funktionieren dürfte als bei einer Hard Rock- oder Metal-Kapelle. Sämtliche Songs gewinnen an Tiefe und bieten neue Facetten, wirken stellenweise aber auch gehemmter und steifer. FOREIGNER sind zwar nicht mehr die jüngsten, dennoch klingen die Songs teils eine Spur zu kraftlos. Bei anderen wiederum nimmt der Bombast ein bisschen Überhand.

Trotz vorheriger Compilations und Live-Scheiben brauchen Fans natürlich auch "Foreigner With The 21st Century Symphony Orchestra & Chorus". Auch, wer hören möchte, wie man eine (softe) Rockband und Orchester perfekt zusammenbringt, sollte mehr als ein Ohr riskieren. Allerdings wird es jetzt auch mal wieder Zeit für ein neues Studioalbum: Seit Kelly Hansen 2005 als Sänger einstieg, haben FOREIGNER mit "Can't Slow Down" lediglich ein Studioalbum veröffentlicht. Und auch das liegt nun bereits neun Jahre zurück. Also, werte Herren von FOREIGNER: Nach der kommenden Tour nehmt ihr wieder neues Material auf, ja?

Trackliste:

1. OVERTURE
2. BLUE MORNING, BLUE DAY
3. COLD AS ICE
4. WAITING FOR A GIRL LIKE YOU
5. SAY YOU WILL
6. WHEN IT COMES TO LOVE
7. THAT WAS YESTERDAY
8. FEELS LIKE THE FIRST TIME
9. STARRIDER
10. DOUBLE VISION
11. FOOL FOR YOU ANYWAY
12. URGENT
13. JUKE BOX HERO
14. I WANT TO KNOW WHAT LOVE IS

Band:

Mick Jones (Gitarre)
Kelly Hansen (Leadgesang)
Jeff Pilson (Bass, Gitarre)
Michel Bluestein (Keyboard)
Tom Gimbel (Rhythmusgitarre, Saxophon, Gesang)
Bruce Watson (Gitarre)
Chris Frazier (Schlagzeug)

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...