Sonic Youth - Sonic Nurse


Review

 

Ich war noch nie Fan von Sonic Youth. Das macht aber nichts, denn es ist nie zu spät dafür - und vielleicht ist ja 2004 das geeignete Jahr. Wer die Dinosaurier des Indie-, Art-, Noise- oder Wasimmer-Rock seit ihren Anfangstagen kennt, muss schon etwas älter sein: Bereits 1981 formierte sich die Band in New York. Die Platten findet man auf jedem Flohmarkt, irgendjemand in Deiner Umgebung hat sicherlich auch ein Exemplar irgendwo herumfliegen - so wie ich nun „Sonic Nurse" (Geffen/Universal), und die gebe ich so schnell nicht wieder her.
Mangels Kenntnis kann ich hier keine Vergleiche zu vorherigen Erscheinungen aufführen und lediglich beschreiben, wie sich „Sonic Nurse" anfühlt - nämlich auf eine gewisse Weise großartig, etwa so wie Zartbitterschokolade. Feedbacks, Dissonanzen, hier und da ein wenig schräger Gesang, das kann mich alles nicht abschrecken. Vielmehr faszinieren diese entrückenden und eigensinnig zurechtgestutzten Popmelodien mit ihrem Schrammelcharme und einer Überdosis Melancholie. Nahezu jeder der 10 überlangen Songs klingt laid back und trotz noisiger Facetten harmonisch und nachvollziehbar. Trotz aller vorhandener Verstörtheit und Düsternis der Songs („Paper Cup Exit", „Kim Gordon And The Arthur Doyle Hand Cream") überwiegen im Gesamteindruck die angenehmen Akzente.
„Sonic Nurse" sollte man nicht so nebenbei hören, denn hier gibt es eine ganze Menge zu entdecken, und sei es nur der Inhalt der Texte, die leider nicht im Booklet stehen. Ich empfehle dazu einen regnerischen Tag und ein wenig miese Laune. Und eventuell eine Tafel Zartbitterschokolade.
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!