BUGLUG sind zurück und das bald auch mit einem neuen Album. Bevor dieses allerdings auf die Fans in und außerhalb Japans losgelassen wird, haben wir noch einmal in das zweite Album der Band, "Happy Birthday Kill You“, reingehört, welches vor wenigen Wochen endlich auch seinen Weg nach Europa gefunden hat.
Schillernde Vielfalt
Zum Glück, möchte man fast sagen, denn das ursprünglich schon 2015 erschienene Werk ist eine musikalische Chimäre, die sich ordentlich gewaschen hat. Schon im treibenden Opener "Cameraman“ wird der Hörer von fast abstrus anmutenden Rap-Passagen überrascht, während die Ballade "Zange“ mit jazzigem Groove und viel Gefühl überzeugt. Hinter jedem Akkord des Albums versteckt sich eine überraschende Note, welche gerne auch rein elektronische Formen annehmen darf ("毒蜘蛛“). Wer noch nicht wusste, dass sich tanzbarer Asia-Rock auch mit italienischen Opern verbinden lässt, dürfte hier noch etwas lernen.
Wie die Japaner es trotzdem geschafft haben, all das in sinnvolle Songs zu packen, die darüber hinaus auch noch wunderbar als Album harmonieren, stellt zwar vor Rätsel, nötigt aber auch jede Menge Respekt ab. Gelernt haben BUGLUG dabei offensichtlich von den Besten, erinnern wilde Punk-Songs a la "虫酸、走る “ oder "Enma“ doch nicht umsonst an vergangene THE GAZETTE-Tage, während "Time Machine“ klebrig süß nach ALICE NINEs "Gemini“-Ära schmeckt. Doch "Happy Birthday Kill You“ klingt keineswegs abgekupfert, sondern besitzt eine sehr ausgeprägte Eigenidentität, die viel ihrer Distinktion aus Isseis charakterstarker Stimme zieht. Der Mann am Mikro ist gewöhnungsbedürftig, gleichzeitig aber auch eine Klasse für sich.
Unverwechselbar eigen
Eine Aussage, die auch als Fazit für "Happy Birthday Kill You“ herhalten kann. Das Zweitwerk der Japaner ist nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern vor allem eigen, kantig und zum Teil auch peinlich berührend. BUGLUG leben, ja zelebrieren ihre eigene Identität und toben sich auf der Spielwiese der Musik ohne Rücksicht auf Geschmacksvorlieben und Mainstreamtrends aus, geben sich mutig und erfrischend anders.
Dass trotz dieses Wahnsinns kaum Filler auf dem Album zu finden sind – das halbgare "Trauma“ entpuppt sich als unrühmliche Ausnahme – ist beeindruckend. "Happy Birthday Kill You“ wird beileibe nicht jedem gefallen, vielleicht von vielen sogar belächelt und verhöhnt werden. Unzweifelhaft ist aber, dass die Japaner Eier haben und handwerklich ganz weit oben unterwegs sind. Darauf erst einmal einen Sake! Kanpai shiyou!
Tracklist
01. B.J
02. Cameraman
03. TRAUMA
04. HICCHAKA×MECCHAKA
05. 猿 (Saru)
06. 毒蜘蛛 (Dokugumo)
07. ホームシック。 (Homesick)
08. ZANGE
09. 芸術的思想家の片鱗 (Geishuttsuteki shisouka no henrin)
10. 骨 (Hone)
11. HAPPY BIRTHDAY KILL YOU
12. 虫酸、走る (Mushizu, Hashiru)
13. ENMA
14. JUGEMU
15. TIME MACHINE
16. ASOVIP