So oder so ein ähnliches Bild entsteht in meinem Kopf, wenn ich VEDERKASTs neues Album „And In The Abyss They Sleep“ höre. Das Quartett aus dem norwegischen Tromsø zeigt sich auf seinem zweiten Longplayer deutlich melancholischer und atmosphärischer, als auf dem Debüt „Northern Gothic“.
In der Ruhe liegt die Kraft
Ganz im Kontrast zu den harten Riffs, die sich hypnotisierend, sich aufbauend steigernd und aufbrausend ihren Weg bahnen, stellt sich Sänger Paul-René Aronsens Stimme dagegen – nicht durch übertönendes Geschrei, sondern durch Ruhe und Gelassenheit. Die träumerische Stimme hat durch den gedämpften Sound einen unglaublichen Wiedererkennungswert und bildet mit den eingebauten Geigen in „Hope Lost“ ein ätherisches Ensemble.
In jedem einzelnen Track stecken Emotionen, die sofort übertragen werden: Trauer, Wut, Nostalgie aber auch Ehrfurcht, doch keine Angst. Die feinen, eingängigen Melodien gehen einem nah ans Herz und berühren – so kitschig das auch klingen mag – die Seele.
Obwohl VEDERKAST ihr Konzept auf dem ganzen Album durchziehen, zeigen sie sich von verschiedenen Seiten. Mein Favorit ist definitiv „Reflections Linger“, der bis zum Abwinken groovt und durch die Polyrhythmik einen interessanten, künstlerischen Nachgeschmack hinterlässt, der einem Gänsehaut auf den Arm zaubert. „Blindfolded“ hingegen kontrastiert durch seine friedliche, ruhige, melancholische aber auch schmerzfreie Atmosphäre.
Besonders geben sich die vier Norweger beim Outro „In The Abyss They Sleep“ Mühe, das nicht nur eine fantastische Melodie darstellt, sondern auch das Ende des tosenden Unwetters in einem zehnminütigen Longtrack ausklingen lässt.
„And In The Abyss They Sleep” ist eine ganz spezielle Erfahrung. Ein Moment der Ruhe, ein Moment der Kraft, ein Moment des Friedens – ein Moment, die Seele baumeln, wenn nicht sogar sprechen zu lassen.
Tracklist
In The Abyss
Hope Lost
Echoes Diminish
Reflections Linger
Yearning
Searching
In The Waves
Blindfolded
In The Abyss They Sleep
Band
Paul Aronsen - Vocals and bass
Finn Fodstad - Guitar and backing vocals
Sindre Bakland - Guitar
Magnus Tornensis - Drums