Deshalb wird der BLS-Erstling neu veröffentlicht
Der Gitarrist selbst erklärt: "The original recording back in 1997 was mastered with high volume, alcohol and dance. We went in and worked off the existing performances and focused on the high volume and dance while replacing the booze with viagra and anabolic steroids." Aha. Zur Intention hinter dem Re-Release heißt es: "I wanted to re-blend and re-choreograph this release to be the most brewtal and dance-tactic album since Gloria Gaynor’s 'I Will Survive' dominated the dance floor at Studio 54!"
Was auch immer das heißen mag – es ist im Grunde schnurz. Letztendlich stellt sich die Frage: Lohnt sich das Teil? Und wenn ja, für wen? Und wieso?
Zumindest die letzte Frage ist schnell beantwortet: Weil die BLACK LABEL SOCIETY, die zumindest Ende der Neunziger lediglich aus Zakk Wylde selbst und Phil Ondich bestand, gleich auf ihrem ersten Album kauzigen Heavy Rock mit Doom- und Grunge-Einflüssen abliefert, der auch 20 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung noch hörenswert ist.
Fette Grooves, markante Riffs und quietschende Soli mit Live-Feeling
Songs wie das fett groovende "Bored To Tears", "Hey You" mit doomigen Riffs, "Mother Mary", "Low Down" oder "Black Pearl" strotzen vor Spielfreude und Dynamik. Das Material klingt wie live von einer Band im Studio eingespielt – und das soll schon was heißen, kümmerte sich doch Wylde selbst neben den Vocals um Gitarren, Bass und Piano, während Ondich auf die Felle drosch.
BLACK LABEL SOCIETY setzen hauptsächlich auf hochenergetischen, von zahlreichen Soli und Licks gespickten Rock, dessen Intensität von der Westerngitarren-Improvisation "T.A.Z.", der schmissigen Midtempo-Hymne "Born To Lose", dem schermütigen, abwechslungsreichen "Peddlers Of Death" und dem ruhigen, akustischen "Spoke In The Wheel" untebrochen wird. Charakteristisch sind neben Wyldes Vocals seine hypnotischen Gitarren-Riffs.
Zakk lässt's gern mal gerne ruhig angehen
Dass es ein harter Rocker wie Zakk Wylde auch gerne mal ruhig mag, zeigen nicht nur die akustischen Zwischenparts der Albumtracks, sondern auch die beiden Unplugged-Versionen von "Black Pearl" und "Spoke In The Wheel" als Bonus der Neuauflage. Erstgenannte Umsetzung macht Sinn, weil sie zeigt, wie gut Zakk seit jeher aus einer räudigen Rock-Nummer eine völlig kitschfreie Akustikversion machen kann.
Warum aber ausgerechnet die mit Piano, Bass, Drums und E-Gitarren-Solo eingespielte Version von "Spoke In The Wheel" als "unplugged" bezeichnet wird, während das eher auf die Originalversion zutrifft, will sich mir nicht erschließen. Hörenswert ist die Umsetzung dennoch. Das mit ALICE IN CHAINS-Bassist eingespielte OZZY-Cover "No More Tears" fehlt leider.
Selbst, wenn es dem ersten BLS-Gebräu im Vergleich zu späteren Werken ein wenig an Abwechslung fehlt, ist der schweißtreibende, harte Rock mit massig Jam-Feeling und Wyldes markantem Gitarrenspiel den Kauf wert – allerdings nicht für diejeigen, die das Original besitzen. Die sind besser mit einem separaten Download der beiden Bonustracks bedient, da es für den Kauf der CD einfach nicht genügend Kaufanreize gibt.
"Sonic Brew (20th Anniversary Blend 5.99 - 5.19)" Trackliste:
Bored To Tears
The Rose Petalled Garden
Hey You
Born To Lose
Peddlers Of Death
Mother Mary
Beneath The Tree
Low Down
T.A.Z.
Lost My Better Half
Black Pearl
World of Trouble
Spoke In The Wheel
The Beginning... At Last
Black Pearl (Unplugged)
Spoke In The Wheel (Unplugged)
BLACK LABEL SOCEITY Line-up:
Zakk Wylde – vocals, guitars, bass guitar, piano
Phil Ondich – drums