„The Sex“: Professionelle Vorstellung
Musikalisch machen die vier Jungs keine Gefangenen. Hier wackelt nichts: fette Riffs auf der Schwelle zwischen Rock und Metal, eine pumpende Rhythmus-Sektion mit ordentlich Rock-n-Roll-Vibe, genug Modernität im Sound, um nicht altbacken zu wirken. Und ein Sänger, der sich vor den Vorbildern sicher nicht verstecken muss: Melodisch und rau, teilweise mit Vince-Neil-Katzenjammer trägt er jeden einzelnen Song auf „The Sex“ souverän und professionell über die Zielgerade.
THE BIG DIRTY liefern - auch ohne großes Label
THE BIG DIRTY haben ein Gespür für Melodien und Ohrwürmer. Dass manche Songs einen zweiten Durchlauf brauchen, bis sie hängenbleiben, ist nicht weiter schlimm. Und auch, dass beim Debüt der große Hit noch nicht dabei ist, kann man verzeihen. Beeindruckend ist auf jeden Fall die fette, klare Produktion, die die Stücke so glänzen lässt, wie es sich in diesem Genre gehört. Und das ohne Label im Rücken – Hut ab. Fans von MÖTLEY CRÜE, STEEL PANTHER, WINGER, oder auch H.E.A.T. könnte THE BIG DIRTY definitiv gefallen.
Schmierige Fantasien
Was THE BIG DIRTY nicht können ist, dem Sleaze Rock neues Leben einzuhauchen. Dafür sind die Themen zu generisch: Mehr als feuchte Schlüpfer und sexuell aufgeladene Egomanie fällt der Band nicht ein. Was in den 80ern, der Zeit der großen Stadionbands, vielleicht als Geste der Götter vom Rock-Olymp wahrgenommen wurde, ist heute nur noch die schmierige Fantasie mittelalter(licher) weißer Männer. Denen bleibt nichts übrig, als dem ganzen Quatsch ein bisschen Ironie überzustülpen, um nicht ans nächste Sexismus-Kreuz genagelt zu werden.
Bunte Leggings reichen nicht für die große Show
Reicht das? Darüber lässt sich schon bei STEEL PANTHER streiten, auf die sich THE BIG DIRTY ganz offenbar beziehen. Die ziehen es aber wenigstens konsequent durch, während THE BIG DIRTY sich nur bunte Leggings über die feisten Ärsche ziehen und laut „ficken“ rufen. Um die große Rockshow zu inszenieren, müssten die Jungs noch ein paar Gänge hochschalten.
Tracklist:
- The Sex
- Hold My Beer
- Dirty Rider
- Whiskey Pistol
- Love With The Lights Off
- Take It Slow
- All Night Long
- Devil Woman
- Rhythm Of My Drum
- Hush
- Sensual Lover
- Lightweight Champion
- Wham Bam (Thank You, Ma’am)