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Als QUEENSRYCHES „Operation Mindcrime“ 1988 das Licht der Welt erblickte, war es so etwas wie die Bibel des anspruchsvollen Rock- und Metal-Fans. Die Arrangements waren progressiv, doch gleichzeitig verlor sich die Band zu keinem Zeitpunkt in technischen Kabinettstückchen. Jeder Ton passte, der Sound erzeugte die zur Geschichte des Konzeptalbums passende kühle und düstere Atmosphäre. Nicht wenige, auch in unserer Redaktion, sehen in „Operation Mindcrime“ eines der wenigen nahezu perfekten Alben, die seit der Erfindung der Schallplatte veröffentlicht wurden. Ohne Frage verdiente dieses Album eine glatte 10. Um so überraschender war die Ankündigung, es sollte eine Fortsetzung der Geschichten um Nikki, Dr. X und Sister Mary geben. Nachdem man seit Mitte der 90er nur noch Mittelmäßiges, böse Zungen sprechen gar von Totalausfällen, aus dem QUEENSRYCHE Lager zu hören bekam und sich die Band dann noch vor der Produktion von ihrem Gitarristen Chris DeGarmo trennte, soll Operation Mindcrime II jetzt an gute alte Zeiten anknüpfen. Damit dürften die Amerikaner das am meisten erwartete Album des ersten Halbjahres 2006 im Gepäck haben.
Wie viele andere sehe ich in dieser CD eine Art „make it or brak it“-Album für QUEENSRYCHE. Die Erwartungen an ein Album mit diesem Titel sind gigantisch und viele Fans werden eine Enttäuschung nicht verzeihen. Entsprechend gespannt war ich, als ich den Silberling das erste Mal in den Player schieben konnte. Als erstes fällt auf, dass der kühle, manchmal fast etwas klinische Sound des Originals einem warmen, organischen Rocksound gewichen ist. Auch die doppelte Leadgitarre, die im ersten Teil noch große Teile des Albums dominierte, ist verschwunden. Überhaupt wurden progressive Passagen zu weiten Teilen durch moderne Stilmittel ersetzt. Insgesamt klingt der zweite Teil so schon wuchtiger und fetter, doch die düstere Atmosphäre mag sich nicht so recht wieder einstellen. Geoff Tate zollt besonders in der ersten Hälfte des Albums seinem Alter Tribut und verzichtet auf die schneidende Kopfstimme, die ihn berühmt gemacht hat. Erst im zweiten Teil, und vor allem in den Duetten mit Pamela Moor, die wie bereits im ersten Teil den Part der Sister Mary übernimmt, und Ronny James Dio, der im zweiten Teil die Stimme des Dr. X verkörpert, schwingt sich auch Tate wieder zu alter Stärke auf. Wenn man beide Teile parallel hört, fällt auf, dass in der Fortsetzung oft an der gleichen Stelle mit ähnlichen Stilmitteln gearbeitet wurde wie im Original. So tauchen Orchesterparts oder Chöre zu vergleichbaren Zeitpunkten auf. Dadurch drängt sich der Vergleich nur noch mehr auf, den das neue Album einfach nicht bestehen kann.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, Operation Mindcrime II ist kein schlechtes Album geworden, nur kann es mit der Perfektion des ersten Teils weder musikalisch, noch bei Story und Texten mithalten. Wenn das ganze Album auf dem Niveau von Highlights wie The Hands aus der ersten Hälfte, oder Songs wie Re-Arranged You, The Case (wobei da auch Dios stimmliche Möglichkeiten nicht voll genutzt werden) oder die Duette mit Pamela Moor If I Could Change It All, An Internal Confrontation und das wirklich bewegende All The Promises wäre, könnte man Operation Mindcrime II bedenkenlos als legitimen Nachfolger bezeichnen und mit 9 Punkten entlassen. Mit dem deutlich schwächeren ersten Teil und einigen Ausfällen in der zweiten Hälfte sind 7 Punkte eine faire Bewertung, denn abgesehen von dem Anspruch, den ich mit dem Namen QUEENSRYCHE und Operation Mindcrime verbinde, wäre es das, was ich einer Newcomer Band mit diesem Album geben würde.
Stil (Spielzeit): Rock (59:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Rhino/Warner (31.03.2006)
Bewertung: Ein gutes Rockalbum, eine mäßige Fortsetzung (7/10)