Stil (Spielzeit): J-Rock (64:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Gan Shin Records (16.02.2007)
Bewertung: Durchwachsen, aber nicht schlecht. [5/10]
Link: http://www.55-69.com/
Wirklich viel habe ich von dem Hype um die japanischen Bands in den letzten Jahren nicht mitbekommen, aber irgendwann wird man dann ja doch neugierig. Weder im Booklet, noch in meinen Ohren machten die Texte irgendeinen Sinn, da sie ja irgendwie erschreckend... japanisch waren; umso mehr Zeit blieb mir mich auf die Musik zu konzentrieren.
Ähnlich bunt, wie auf dem Cover entlädt sich das Knäuel aus japanischen Texten, fetzendem Bass und wild hüpfenden Gitarren. Wie ein Tintenfisch, scheinen sie einen Tentakel an jedem musikalischen Ufer festgesetzt zu haben. Wider Erwarten erscheint mir das nicht lästig oder unangenehm, erfolgsorientiert kompromissbereit sondern eher natürlich und harmonisch.
Der Gesang wechselt zwischen klassischen, emotionalen und vereinzelt gutturalen Ebenen, die nach den ersten Bissen Lust auf mehr machen.
Das unerwartet hart, schnell und hektisch gespielte Theater macht bald sehr massenkompatiblen Sprechgesängen, die aber nicht zuletzt wegen dem Japanischen überhaupt nicht stören. "Utagoe", "Panorama" sowie "Horizont" triefen vor Kitsch, Schmalz und demnach auch vor Kontrast. Immer wieder vergewisserte ich mich, dass es sich um keinen Sampler handelt, sondern immer noch um ein und dasselbe Album.
"Risky Drive" betitelt da vielleicht ganz passend das Unterfangen der Band. Experimentell, aber dennoch bekömmlich, auf der anderen Seite dann aber wieder außergewöhnlicher als der Rest wollen sie klingen und beschreiten da einen schmalen Grat zwischen Anpassung, gezügeltem Temperament, Genie und Einzigartigkeit.
Auf diesem Grat erlauben sie sich in beide Richtungen Ausrutscher und Fehltritte. Ob sie sich manchmal nicht ein wenig übernehmen oder besser nichts auf die Meinung der breiten Masse geben sollten, kann ich nur schwer beurteilen.
Gegen Ende macht sich dann leider doch eine gewisse Routine breit, denn die Grenzen, in denen sich die Band offensichtlich bewegen will oder muss sind zwar weit, aber dennoch sehr klar gesteckt und lassen kaum noch Spielraum für wirklich überzeugende Überraschungen.
Insgesamt machen sie aber ihre Sache eigentlich ganz gut, denn wirklich unangenehm fällt mir nur "Yasashii Uta" auf, was zum Einen einfach extrem aus dem ansonsten recht annehmbaren Rahmen fällt und zum Anderen so ekelig nach All-Inclusive-Urlaub stinkt, das sich meine Nerven in Qualen winden.
Eine exotische Wundertüte haben MUCC da abgeliefert. Sehr viel auf dem Album ging an mir vorbei und hat mich musikalisch nicht angesprochen, doch war es auf jeden Fall ein interessanter Ritt. Ob ich das Album irgendwann begreifen und dann anders bewerten werde kann ich auch nicht ausschließen, doch wirklich erreicht hat mich wenig davon. Ob es dann doch an meinen ausbaufähigen Japanischkenntnissen liegt?