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Steve Thorne ist ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Zwar hat er, so verrät die Labelinfo, mit seiner Band The Salamander Project 2003 für Jadis auf ihrer UK Tour eröffnet, aber hierzulande war von ihm noch nichts zu hören. Um so beachtlicher ist sein Solo-Debut, das einige der gelungensten Balladen enthält, die mir in den letzten Jahren zu Ohren gekommen sind. Auch wenn Steve Thorne die Instrumente größtenteils selbst eingespielt hat, blieb noch Raum für so prominente Gastmusiker wie u.a. Geoff Downes (Asia, ex-Yes), Nick D’Virgilio (Spock’s Beard) oder Tony Levin (King Crimson).
Nach dem kurzen, etwas mystisch abgehauchten Instrumental-Intro "Here They Come" folgt mit "God Bless America" schon das erste Schmankerl des Albums. Und nein, das ist nicht wirklich ein Lobgesang auf das Land der Tapferen Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie. Textauszug gefällig? „I’m so glad to be French, ’cause I don’t wanna die.” Bei so viel Frechheit in eine lockerleichte akustische Gitarre mit Querflöteneinsprengseln zu verpackt gibt’s nur eins: Daumen hoch.
Bei "Well Outta That" wird etwas mehr Gas gegeben. Die basslastige Nummer hat eine deutliche spät-80er Schlagseite und könnte z.B. auch von Melissa Etheridge kommen. So oder so, das Stück macht Spaß. "Ten Years" hat einen leichten Folk-Einschlag und erinnert mich von der Gesangsmelodie teilweise an einen U2-Song. Bei "Last Line" wird dann zum ersten mal richtig gerockt. Spätestens mit dem coolen Hammondsolo gegen Ende kommt Retrofeeling auf.
Für "Julia "wird dann erst mal der Fuß vom Gas genommen. Eine wunderschöne Ballade, die trotz aller Emotionalität keinen Moment schnulzig wirkt. Und auch bei "Therapy" lässt man es ruhig angehen. Der absolute Höhepunkt ist aber der Chorus, denn der hätte Musicalqualitäten, ganz großes Kino.
Bei dem Instrumentalstück (von einem gesprochenen Teil am Anfang mal abgesehen) "Every Second Counts" zeigen die Beteiligten ihre technischen Fähigkeiten, wobei der Basslauf besondere Beachtung verdient. "Tumbleweeds" ist eine weitere Akustikballade mit Percussionbegleitung. "Gone" erinnert an Rockballaden der frühen 90er. Die „Cat’s In The Cradle“ Version von Ugly Kid Joe könnte in etwa als Vergleich herangezogen werden, wenn bei Steve Thorne das spielerische Niveau auch ungleich größer ist.
Zum Abschluss wird es bei "Goodbye" wieder etwas folkiger und vor allem emotionaler. Diese sehr ruhige Ballade ergibt dann auch einen stimmungsvollen Schlusspunkt für ein grandioses Album.
Steve Thorne hat mit seinem Erstling ein Album abgeliefert, das zwar einerseits wenige echte Hits enthält, dafür insgesamt auch einem extrem hohen Niveau rangiert. Füllmaterial kann ich definitiv keines ausmachen und so dürfte sich diese CD des öfteren in meiner Anlage wiederfinden. Jeder, der auch ruhigere Musik zu schätzen weiß, ist hier hervorragend bedient und wer dem Neuling nicht traut, sollte spätestens mit dem Genuß von "God Bless America" und "Therapy" überzeugt sein.