Stil (Spielzeit): Rock-Pop (37:19)
Label/Vertrieb (VÖ): Red Ink/Rough Trade (21.07.06)
Bewertung: 6/10
Link: http://www.jamesdeanbradfieldofficial.com
http://www.jamesdeanbradfield.de
Wenn bekannte Künstler sich entscheiden ein Solo- bzw. Nebenprojekt zu veröffentlichen, ist das stets eine spannende, wenn gleich auch unfaire Angelegenheit, denn ein Vergleich zu der „eigentlichen" (Vorgänger-)Band wird sofort gezogen und die neuen Platten häufig zerrissen. Doch den Mutigen gehört die Welt, so dass nach jüngster Solo-Veröffentlichung von RADIOHEADs THOM YORKE nun auch JAMES DEAN BRADFIELD, seines Zeichens Sänger bei den MANIC STREET PREACHERS, ein eigenes Album auf den Markt wirft.
„The Great Western" heißt das Werk, das irgendwann innerhalb der letzten zwei Jahre seit der letzten MANICs Platte „Lifeblood" von 2004 aus, wie er selbst sagt, Langeweile entstanden ist. Diese bekommt man aber nicht zu hören, genauso wenig wie schmalzige Countrymusik, wie der Titel des Werkes vielleicht vermuten lässt. Ganz im Gegenteil: Die 11 Songs sind vorwiegend poppig-rockig.
„That's No Way To Tell A Lie" ist gleichzeitig erste Singleauskopplung und erste Powerpopperle auf der Platte. Ein atmosphärisches Keyboard paart sich mit Shalalala-Gesängen und schönen Handclaps. „Bad Boys And Painkillers" klingt wie ein fröhliches „ich-jogge-morgens-zum-Bäcker" Lied, und trügt somit über den gesellschaftskritischen Inhalt des Liedes hinweg. Aber tatsächlich hat man samstagmorgens was anderes vor: „On Saturday Morning We Will Rule The World", dessen ruhiger Strophenteil lässig jazzig daher kommt, um im Refrain loszulegen und obwohl ich zu den Leuten gehöre, die gerne Keyboards dissen, ist dieses hier perfekt in Szene gesetzt.
Herr BRADFIELD schlägt aber auch herzzerreißende Töne an. „Still A Long Way To Go" ist eben so ein Vertreter. Eine richtige Rockballade wie sie im Buche steht mit einem Text, der schmalziger kaum sein könnte, aber eben doch irgendwie schön ist. Das akustische „To See A Friend In Tears" ist ein JACQUES BREL Cover und sehr balladig, genau wie „Wrong Beginning", das von einem Hintergrundchorgesang getragen wird.
Das Soloalbum ist also wunderbarer Rockpop, dabei aber sehr politisch. Drum ist es umso ärgerlicher, dass keine Texte im Booklet abgedruckt sind. Inwieweit sich diese Platte nun mit den MANIC STREET PREACHERS messen kann? Das wird jeder MSP Hörer wohl besser beantworten können als ich, aber dieses sauber produzierte Album zeigt, dass jemand am werkeln war, der weiß, wie der Hase läuft. „The Great Western" ist zwar keine Offenbarung, aber eine Platte, von der ich überzeugt bin, dass sie auch meiner Mutter gefallen könnte. Und das meine ich positiv!