Stil (Spielzeit): Rock (56:32)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast (06.06.2005)
Bewertung: (8/10)
Link: http://www.gotthard.com
http://www.nuclearblast.de
Als ich GOTTHARD 1992 als Support von VICTORY das erste mal live gesehen habe, war ich von ihrer Power und ihrer Unbekümmertheit so dermaßen beeindruckt, dass mich der Headliner schlicht und einfach gar nicht mehr interessierte. Damals waren sie unterwegs um ihr selbstbetiteltes Debüt zu promoten, welches bei uns zum absoluten Party-Dauerläufer mutierte.
Auch die nächsten beiden Veröffentlichungen „Dial Hard“ und „G.“ rockten so dermaßen gut, dass sie eigentlich in jeder gute sortierten Rock Sammlung ihren festen Platz haben müssten.
Doch dann kam das Unerklärliche: Die Musiker meinten, erwachsen und für Rock’n Roll zu alt geworden zu sein, und man spezialisierte sich auf die Veröffentlichungen von Balladen und Akustik Alben und beglückte, wie seinerzeit die SCORPIONS, tausende von Hausfrauen mit Bügel- und Putzsoundtracks, die zwar ganz nett anzuhören waren, aber auf Dauer die Fans, die die Band von Begin an unterstützt hatten, ziemlich vor den Kopf stieß.
Doch als dann anstelle von BHs und Strings die ersten selbst gestrickten Tischdeckchen auf die Bühne geworfen wurden und sie anstatt Poster und Instrumente jetzt Kochbücher und Galama-Monatspackungen signieren mussten, fiel ihnen wohl auf, dass Rock’n Roll ja doch eigentlich gar nicht so schlecht war und sie sehnten sich nach den alten Zeiten. Die Rocker in ihnen waren wieder erwacht und sie machten sich ans Songwriting für ihr neues Album.
Und wenn man mal einen Schnitt macht, dann richtig, und so wurde zwischenzeitlich der langjährige Manager Chris van Rohr ins Altersheim geschickt und mit Freddy Scherer ein neuer Gitarrist angeheuert.
Das Resultat: „Lipservice“.
Und sie sind wieder auf dem richtigen Weg.
Ok, die ein oder andere Ballade verkneifen sie sich immer noch nicht. Aber warum auch, wenn sie gut gemacht und von erdigen Rocknummern umgeben sind? Und so zielt der Grossteil der Songs von „Lipservice“ wieder voll auf die Zwölf, Gitarrist Leo Leoni darf endlich wieder Gas geben und auch der Rest der Band hat die Anzug- wieder mit der Schnürrlederhose getauscht. Dass man mit Steve Lee einen der begnadetsten Sänger der Hard Rock Welt in seinen Reihen hat, haben sie auch nicht vergessen. Nicht umsonst wurde er nach den ersten drei Alben immer wieder als der neue David Coverdale von der Presse gefeiert. Und endlich hört man das auch wieder.
Die Gute-Laune-Nummer „Lift U Up“, gleichzeitig auch die erste Singleauskopplung, das genial treibende „Dream On“, das stampfende „ Cupid’s Arrow“ oder der Rocker „Anytime Anywhere“ sind nur eine Auswahl von Songs, die auch ohne Probleme auf einem der ersten Outputs hätte sein können und nur als Beispiele dafür stehen, das GOTTHARD wieder auf dem Weg zurück sind. Seht ihr Jungens, es geht doch. Da können wir uns bei der fleißigen Hausfrauenfraktion nicht heftig genug bedanken, das sie uns GOTTHARD wieder in die Arme getrieben haben…
Tracklist:
#01 All We Are
#02 Dream On
#03 Lift U Up
#04 Everything I Want
#05 Cupid’s Arrow
#06 I Wonder
#07 I’m Alive
#08 I’ve Seen An Angel Cry
#09 Stay For The Night
#10 Anytime Anywhere
#11 Said & Gone
#12 The Other Side Of Me
#13 Nothing At All
#14 And Then Goodbye
Auf der Limited Edition befindet sich noch der Bonus Track “Can’t Stop” und das Video zu “Lift U Up”.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out