Stil (Spielzeit): Heavy Metal (43:37)
Label/Vertrieb (VÖ): Black Lodge (25.09.09)
Bewertung: 6,5 / 10
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Ich setz glaube ich nun zum geschätzten 20. Mal zu dieser Besprechung an und schuld ist einzig eine simple Buchstabenkombination auf dem Promo-Sheet: NWOBHM.
Das treibt bei manch alten Säcken wie mir das Erwartungsbarometer in schwindelerregende Höhen; und dann war der Bandname ja schon mal `81 bei einer (total in Vergessenheit geratenen) Band aus Brighton in Gebrauch. Als Referenzen aber werden namentlich MAIDEN und PRIEST angegeben. Das kommt zwar nicht ganz von ungefähr, dennoch: das NWoBHM-Gütesiegel bekommt „Metal Slave“ von mir nicht. Doch zurück auf Start:
MEAN STREAK sind ein Quartett aus Schweden, das hier sein Debüt vorlegt. Mal schwer stampfend in JP-Walzenmanier, überwiegend aber mit sehr flott und melodiös vorgetragenem ¾-getaktetem Zeug. Das lasst sich alles gut hören, nur wenn man SCORPIONSartig in Heavy Rock Gefilde aufbricht (Rock City) wird’s etwas trist. Die größte Nähe lässt sich musikalisch trotz priesterlichem Vollleder-Outfit und metallenen Schienbeinschützern wohl zu MAIDEN ausmachen. (Auch wenn damit nicht auf das epische Breitwandkino von Regisseur Steve Harris angespielt werden soll. --- Das ist so gar nicht das Ding der Schweden, selbst wenn der Einstieg zum Titeltrack kurz so klingt, als käme gleich „The Clansman“ zur Tür rein.)
Das liegt zum einen am Gesang von Andy La Guerin, der sich in Melodieführung und Phrasierung oft an Dickinson orientiert. Zwar hat er dessen stimmliches Charisma nicht, aber rein technisch muss er sich nicht verstecken.
Maiden-artig auch die (oft doppelläufigen) Leads und die eine Hälfte der Refrains, während die Soli wie so mancher Chor allerdings eher dem True-Melodic-Speed (oder wie die Sparte heißt) entstammen. Womit wir uns allmählich dem wesentlichen Kritikpunkt des Albums nähern...
NWoBHM ist ja an sich eine absurde Genrebezeichnung bedenkt man, dass damit zugleich Bands wie DIAMOND HEAD u-n-d WARFARE gestempelt wurden. Und obendrein Bands die weder britisch waren (wie E.F. BAND aus Schweden) oder erst heute aktiv sind wie OLD SEASON oder DARK FORREST. Gerade bei denen aber hätten die Truppe aus der Gegend um Göteborg mal Anhörungsunterricht nehmen können, wie man einen Mix hinbekommt, der eine gekonnte Brücke zwischen verstaubten 8Spur Aufnahmegeräten und dem 21.Jahrhundert schlägt.
Denn das Hauptmanko von „Metal Slave“ ist der Sound. Verantwortlich war Frederik Nordström, der neben Melodeathern wie IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY auch HAMMERFALL abgemischt hat. Ganz so technoid und unorganisch ist der Sound hier zwar nicht, aber für meinen Geschmack immer noch zu geleckt. Jedenfalls kam ein vernünftiges NWoBHM-Retro-Feeling eigentlich zu keiner Sekunde auf. Insofern enttäuscht das Album auf ganzer Linie.
Läßt man das angepeilte Klassenziel aber mal außer Acht, bleibt allemal ein handwerklich souveränes, recht ordentliches Heavy Metal Album mit Hang zur Tradition und gutem Auge für die Moderne. Positiv interpretiert. Und peinlich wie HAMMERFALL sind MEAN STREAK zu keiner Sekunde.