Creed – Full Circle Tipp



Creed_FullCircle

Stil (Spielzeit): Rock / Post Grunge (50:39)
Label/Vertrieb (VÖ): Wind Up Records / EMI (30.10.2009)
Bewertung: 8/10 Punkten
Links: http://www.creed.com/
http://www.myspace.com/creed

Creed

Dass sich CREED knapp 9 Jahre nach ihrer Gründung im Jahre 1995 trennten, war für mich als Fan vor 6 Jahren ein harter Schlag. Aber glücklicherweise machten Mark Tremonti, Brian Marshall und Scott Phillips dann mit Myles Kennedy als ALTER BRIDGE weiter, was über die Trennung hinweg tröstete. Außerdem ließen sich CREED damals während der ganzen Zeit nur ein einziges Mal in Deutschland live blicken, wogegen ALTER BRIDGE uns häufiger einen Besuch abstatteten. Außerdem wirkt Myles Kennedy live wesentlich authentischer und nicht ganz so aufgesetzt und theatralisch wie Scott Stapp. Auch wenn Mark Tremonti beteuert, dass die Reunion von CREED nicht das Ende von ALTER BRIDGE bedeutet, hat das ganze einen negativen Beigeschmack. Ums Geld soll es den Herren dabei aber auch nicht gehen, was in Anbetracht der Tatsache, dass CREED weltweit über 30 Millionen Platten verkauft haben und weder Scott Stapp mit seiner 2005er Soloscheibe „The Great Divine“ noch ALTER BRIDGE mit ihren beiden Longplayern nur ansatzweise an die CREED Verkaufszahlen rangekommen sind, auch nicht so recht zu glauben ist.

Nun ist es aber so und seit Herbst 2008 ist der alte Streit beigelegt und die ehemaligen CREED Mitglieder haben sich wieder ganz arg lieb. Nach den Aufnahmen von „Full Circle“ mit Produzent Howard Benson (MY CHEMICAL ROMANCE, PAPA ROACH) in Nashville ging es auf US-Tour und man darf gespannt sein, ob uns die 4 Männer aus Florida mit ihrem neusten Output auch mal wieder einen Besuch abstatten. Mindestens genauso gespannt war ich auch auf das neue Album „Full Circle“ und eines ist nach den ersten Hördurchgängen bereits klar – das Album ist wirklich super geworden!

Unerwartet rockig eröffnet die Single „Overcome“  mit einem herrlich dynamischen Gitarrenspiel des Saitengotts Mark Tremonti das Album und glänzt außer mit dem catchy, bedeutungsschwangeren Refrain „I’m entitled to overcome“ noch mit Scott Stapps unverwechselbarer, leicht grungig-nasaler Stimme, die im Gegensatz zu Myles Kennedys ebenfalls sehr markantem Organ meiner Meinung nach etwas kommerzieller und leichter zugänglich ist. Etwas aggressiver und mit schönen Metalriffs geht es dann mit „Bread Of Shame“ weiter, welches sich außerdem durch die tollen, intelligenten Lyrics aus der Feder von Scott Stapp auszeichnet. Auf „A Thousand Faces“ wird es dann etwas ruhiger, aber trotzdem nicht zu kitschig. Scott Stapps Stimme klingt einfach toll und spätestens ab diesem Song ist mir wieder klar, warum ich diese Band immer geliebt habe. Natürlich glänzt auch hier wieder Mark Tremonti, der bei diesem Song außer für die tolle Gitarrenmelodie sogar für die Zweitstimme verantwortlich ist, was ihm ebenfalls sehr gut gelingt.

Mit „Suddenly“ folgt textlich gesehen ein sehr persönlicher Song, auf dem Scott Stapp seinen Kampf gegen Depressionen, Drogen und Alkohol verarbeitet, durch die er beinahe seine Frau und die Band verloren hätte: „Suddenly my world falls apart“. Wogegen Scott auf „Suddenly“ noch Ängste plagen, sieht die Welt bei der zweiten Single „Rain“, die durchweg von einer Akustikgitarre begleitet wird, schon wieder positiver aus. Der radiotaugliche Song rockt durchweg beschwingt mit Textzeilen wie „Let it rain down and wash everything away“ vor sich hin, ist meiner Meinung nach für CREED aber zu unspektaktulär. Einen wesentlich CREED würdigeren Refrain hat der nächste ebenfalls sehr ruhige Song „Away In Silence“ zu bieten, auf dem Scott Stapp um eine zweite Chance fleht - „Don’t Give Up On Us“ - was sowohl auf die Band als auch auf seine Beziehung bezogen werden kann. Auf „Fear“ stehen dann wieder eher die härteren Gitarren und Metalriffs im Vordergrund.

Mein absolutes Highlight von „Full Circle“ ist das darauffolgende „On My Sleeve“, welches leicht orchestral, gefolgt von einer wunderschönen Gitarrenmelodie eingeleitet wird und die Hörer in „Human Clay“ Zeiten zurückversetzt. Der Refrain ist einfach der Hammer und zugegebenermaßen leicht theatralisch und kitschig, was live ein absolutes Gänsehautfeeling garantieren sollte. Der jetzt folgende Titeltrack zeichnet sich durch leicht bluesige und von Westerngitarre begleitete Parts aus, welche ein gewisses Südstaaten Feeling hervorrufen. Insgesamt ein eher untypischer Song für CREED. „Time“ ist mit über 5 Minüten der längste Track des Albums und von der Kategorie her ähnlich einzuordnen wie „Blackbird“ von ALTER BRIDGE. Stellenweise haben CREED hier eventuell ein wenig zu dick aufgetragen, aber irgendwie passt das ja auch zu ihnen. Den Abschluss bildet nach dem wieder härteren „Good Fight“ dann mit „The Song You Sing“ wieder eine tolle Halbballade mit einem absoluten Ohrwurmrefrain.

Insgesamt ist CREED mit „Full Circle“ ein würdiges Comebackalbum gelungen. Allerdings ist der Stil ist der alte geblieben und so werden diejenigen, die damals schon nichts mit dem pathetischen Stadionrock der Jungs aus Florida anfangen konnten, den „neuen“ CREED ebenfalls nichts abgewinnen können. Ich bin absolut positiv überrascht, auch wenn typische Schmachtballaden wie „With Arms Wide Open“ nicht auf „Full Circle“ zu finden sind. Was man CREED allerdings eindeutig vorwerfen kann, ist die Tatsache, dass die beiden Frontmänner schon auf der Albumproduktion zu sehr in den Vordergrund gestellt werden.