Julien-K - Death To Analog

julien-k

Stil (Spielzeit): Electro / Rock (59:34)
Label/Vertrieb (VÖ): Tiefdruck-Musik (05.03.10)
Bewertung: 6 / 10

Link: http://www.myspace.com/julienk
Ich schäme mich... Dafür, dass ich von dieser Band vorher noch nie etwas gehört oder zumindest bewusst mitbekommen habe. Also nicht, dass ich mich mit dieser Musikrichtung wirklich intensiv beschäftigen würde. Doch beim Studieren der ausführlichen Promo-Information musste ich feststellen, dass mein Heimatort, den ich bisher scheinbar fälschlicherweise im Norden Deutschlands vermutet habe, wohl eher auf der der Erde abgewendeten Seite des Mondes anzusiedeln ist. Das lässt mich die unzähligen von mir geplanten Festivalbesuche dieses Jahr hinsichtlich der Reisekosten natürlich lieber noch einmal überdenken... Nun gut, die Auswahl besagter Festivals trägt natürlich auch etwas zu der Tatsache bei, dass JULIEN-K bisher unbemerkt an mir vorüberschleichen konnten. Ein Mensch mit Vorliebe zu Wirbelwinden oder Röcken an diversen Orten wird diesbezüglich vermutlich erfahrener sein. Das gleiche gilt für jeden, der LINKIN PARK etwas abgewinnen kann.

Denn jeder Fan besagter Radiorock-Formation wird höchstwahrscheinlich auch mit deren Ableger DEAD BY SUNRISE vertraut sein, wo Frontmann Chester seine Vorliebe für leicht elektronisch angehauchte Klänge auslebt. Vier der verbleibenden fünf Mitglieder dieser Band stellen zeitgleich auch die hier besprochene Combo JULIEN-K dar. Und das ist noch nicht alles. Eine weitere Verbindung zu bekannten Bandnamen besteht in der Tatsache, dass Frontmann Ryan Shuck und das zweite Gründungsmitglied Amir Derakh zuvor bei den Elektrorockern von ORGY aktiv waren und eventuell auch eines Tages wieder aktiv werden. Denn an der Musik, die sie ganz offensichtlich gerne praktizieren, hat sich wenig geändert. Uns wird weiterhin eine Kombination aus moderner Rockmusik und elektronischen Klängen vorgesetzt. Überwiegte bei ORGY jedoch deutlich der Rockanteil, so stehen bei JULIEN-K ganz klar die Synthesizer im Vordergrund. Dies ist also sozusagen die Vertonung des technologischen Fortschritts. Nicht ohne Grund nennt sich das Debutalbum des bereits seit 2003 bestehenden Quartetts „Death To Analog“. Wir befinden uns in einem digitalen Zeitalter, in welchem für solch obsolete Relikte wie analoge Tonträger oder handgemachte Musik einfach kein Platz mehr ist!

Und das stört mich persönlich auch etwas an JULIEN-K. Von guter, alter Rockmusik ist leider kaum etwas geblieben. Sänger Ryan Shuck wünscht sich laut eigener Aussage, mit seiner Musik die Kids von heute wieder dazu zu bewegen, sich eine Gitarre zu kaufen, um seine Songs nachzuspielen. Doch diese Reaktion halte ich für leicht utopisch. Viel eher ist zu erwarten, dass sich der Nachwuchs nach dem Konsum von „Death To Analog“ den neuesten „Magix Music Maker“ herunterlädt, da dies der Vorlage sehr viel näher kommt als irgendwelche veralteten Saiteninstrumente. Manchmal verwundert es direkt, warum die Band wohl aus vier Leuten besteht, welche sich neben eines Keyboards und des Mikros noch einer Gitarre und eines Drumsets bedienen, wenn dies doch auch locker von einem weiteren Keyboard übernommen hätte werden können. Doch dann setzt immer mal wieder ein Gitarrensolo oder dergleichen ein und damit ist die vierköpfige Besetzung auch wieder gerechtfertigt.

Am ehesten würde ich JULIEN-K wohl mit DEPECHE MODE vergleichen. Teilweise auch mit NINE INCH NAILS. Überwiegend treibende Rhythmen werden von recht melancholischen Refrains gekrönt. Mal wird geflüstert, dann erzählt und in den besten Fällen richtig schön gesungen. Die Grundstimmung hierbei ist fast durchgehend eher traurig. Doch stets mit einem Funken akustisierter Hoffnung. Also auf alle Fälle stimmungsvoll. Es bedarf allerdings einiger Durchläufe, bis die vierzehn Songs wirklich im Ohr hängenbleiben. So erging es mir zumindest. Mittlerweile wippe ich jedoch dauerhaft mit und einige der verträumten Refrains verfolgen mich sogar noch nachts ins Bett. JULIEN-K ist ein interessantes Projekt, welches elektronische Härte und Kälte mit Rockmusik und Melancholie zu einem intensiven Trip durch das moderne Zeitalter verschmilzt. Sollte zumindest mal angetestet werden...

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