Cloud 9 - Money Can´t Buy My Cloud Nine




Stil (Spielzeit): Singer/Songwriter – Pop (48:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Buntspecht / Radar (10.07.08)
Bewertung: 4 / 10

Link: http://www.cloudnine.cc/ 
www.myspace.com/moneycantbuymycloudnine 

Als Rezensent steht man zumeist vor der schwierigen Aufgabe, bei einer Platte sowohl dem Künstler - der manchmal Blut, Schweiß und Tränen für sein Werk lässt - als auch dem potentiellen Käufer gerecht zu werden. 
„Money Can´t Buy My Cloud Nine“ ist eben eine dieser Platten, bei der man stundenlang an den Formulierungen feilt, um ein möglichst objektives Bild zu zeichnen. Am besten, man lässt die Bewertung des Gesamtkonzepts – sofern es eins gibt – erst mal bei Seite und konzentriert sich nur auf die Songs, um eine anfängliche Balance zu finden. 

Vorab: CLOUD 9 sind eigentlich nur ein gewisser Christoph „Joe“ Hartmann, seines Zeichens österreichischer Kneipenbetreiber und Songwriter. Nach jahrelangen Musikerfahrungen, unter anderem in einer Industrial-Band, hat Joe nun circa zwei Jahre an seinem Solodebüt „Money Can´t Buy My Cloud Nine“ gearbeitet. Alle der zwölf Songs stammen aus seiner Feder; lediglich für die Aufnahmen wurde der Songwriter am Bass und an den Drums unterstützt. Gemastert wurde das Album übrigens von einem Herrn John Davis, welcher schon BLOC PARTY einen Breitwandsound bescherte.
Ganz klar kann man sagen, dass es sich bei der Platte um ein sehr ruhiges, poppiges und melodisches Stück zeitgenössische Musik handelt. Joe pendelt in seinen Songs zwischen altbewährten Pfaden alá SIMON & GARFUNKEL, BOB DYLAN und den BEATLES und andererseits einer Mixtur des momentanen Poprocks (OASIS, KINGS OF CONVENIENCE, RYAN ADAMS, COLDPLAY, etc.). 
Jedoch ufern die Songs nicht gerade selten auf fünfminütige Länge aus; auch sind es überwiegend die melancholischen Seiten, denen sich Mister Hartmann verschrieben hat. 

Mit dem fast sechs Minuten langen Opener „The Miss Out“ geht es erst mal relativ geradlinig und gefühlvoll los, Bass und Schlagzeug unterstützen die Gitarren und den Gesang Joes nur dezent; auch lässt man sich es hier nicht nehmen, die restlichen Minuten rein instrumental vor sich hinfließen zu lassen. 
Mit dem daran anschließenden „A Great Misery“ zeichnet sich die Schwachstelle des gesamten Albums ab: Cloud 9 wandeln viel zu offensichtlich auf den Spuren der ganz großen SIMON & GARFUNKEL, und selbst wenn man dies ausblendet, hört man lediglich ein Imitat der KINGS OF CONVENIENCE – eigener Charakter fast null, wobei der Song an sich okay ist: Akkustikgitarre, Joe´s mehrstimmig aufgenommener Gesang, eher melancholisch gehalten. 
„You Mean So Much To Me“ ist ein äußerst ohrwurmlastiges Stück, mit einem durchaus angenehmen Gesang und erneuter Unterstützung der „Band“. Kleine Soli zwischendurch lockern den ansonst im Gewand des Altrock schimmernden Popsong etwas auf, auch wird es zum Schluss hin ein wenig sphärisch - sowohl hier, als auch an anderen Stellen tauchen immer wieder minimalistische Elektroklänge auf. 
Ein weiteres Merkmal der Songs ist, dass innerhalb einiger Lieder immer wieder mit einem Bruch aufgewartet wird, um erneut anzusetzen (ebenso „Sham“ und „Every Cloud Has A Silver Lining (Never Return)“): Man denkt, der nächste Streich müsse nun folgen, da beginnt Joe wieder mit seiner tiefen Stimme das Anfangsmotiv zu raunen. Hierdurch lässt sich wahrscheinlich auch zumindest teilweise erklären, dass die eigentlichen Popstücke meist auf fünf Minuten oder mehr ausgedehnt werden – was meiner Meinung nach nicht unbedingt nötig gewesen wäre. 
Mit dem gerade mal einminütigen „Frown“ hat Joe ein Motiv von MODESTE MUSSORGSKY nachgespielt und seinen Gesang der Melodie angepasst. Die Intention hinter diesem Vorhaben erschließt sich wahrscheinlich nur ihm. 
Bei „For A Smile“ steigen auch wieder der Bass und das Schlagzeug mit ein, die man in den vorrangegangenen Songs schon verschollen geglaubt hatte: „Take It Easy Going“ singt Joe hier und das ist Programm - locker leichter Refrain, die Gitarrensounds klingen nach OASIS, trotzdem ein leichter Folk-Einschlag. Auch kann sich dieser Song durch das erste ordentliche Solo etwas vom Rest absetzen. 
Das folgende „One Of These Days“ jedoch langweilt nun etwas, kann nämlich durch nichts glänzen, was seine Vorgänger nicht schon versucht hätten. 
In „Lay Down“ probiert sich Joe das erste Mal in etwas höheren Tonlagen, was ihm durchaus nicht schlecht gelingt. Allerdings ist auch hier wieder ein Simon & Garfunkel - Einfluss nicht von der Hand zu weisen. Ein zusätzlicher Kritikpunkt ist das österreichische Englisch von Joe, was nicht nur in diesem Song immer mal stört. 
Ebenfalls etwas danebengegriffen ist das folgende, vorletzte „Just Like You“: Wieder mehrstimmiger Gesang, musikalisch für über fünf Minuten einfach viel zu eingängig und damit auch leider zu langweilig. Hier wird man zwischendurch mit extrem sperrigen und disharmonischen Melodien, sowie einem Vogelgezwitscher irritiert. 
Im abschließenden „Not My Pigeon“ taucht das Klavier auf, welches Joe übrigens seit seiner Kindheit beherrscht. Der Song ist relativ fröhlich ausgefallen, allerdings mit einer sehr kritischen Message. Jedoch endet er ziemlich abrupt und hinterlässt den Eindruck, das Album sei trotz der monatelangen Arbeit unfertig vollendet worden. 

Kurz gesagt – um mal auf das bereits am Anfang erwähnte Gesamtkonzept zurückzukommen – ist das Album sehr stimmig und auch gut arrangiert, man kann sogar so etwas wie einen roten Faden erkennen. 
Jedoch fehlt es durch die Bank weg an Charakter. So kommt man leider nicht drum herum, zu sagen, dass CLOUD 9 irgendwo doch eine melancholischere Ausgabe einer JACK JOHNSON-Platte hier abliefern. Denn die Einflüsse sind hier schon beinah als Imitate der großen Vorbilder gebrandmarkt. Und dieser Eindruck legt sich nicht, auch nicht nach mehreren Hördurchgängen. 
Und mal ganz ehrlich: Sowohl den Bandnamen, als auch einen Teil des Albumtitels nach einem Erfolgsalbum eines Ex-Beatles zu benennen (GEORGE HARRISON, „Cloud Nine“, 1987), ist doch nicht wirklich...naja...ich weiß auch nicht. 
Leider lässt es sich auch auf der neunten Wolke nicht einfacher schweben, als auf all den anderen...doch was nicht ist, kann ja (vielleicht) noch werden.

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