Stil (Spielzeit): Indie / Singer-Songwriter / Post-Rock (34:55)
Label/Vertrieb (VÖ): Denovali / Cargo (04.06.10)
Bewertung: 9/10
Link: Myspace
Das Label Denovali Records, welches solche Perlen wie AUDREY, JENIFEREVER, BLUENECK und DATURAH unter Vertrag hat, präsentiert einen neuen großen kleinen Act. Wobei, ganz neu sind KOM nicht, machen sie doch seit 2006 zusammen mainstream-abseitige Musik und veröffentlichen nun, endlich, ihr erstes Full-Length Album mit dem Titel „Berry White“.
Nach den großartigen EPs „Plazaobelisk“ und „Ink“ trafen sich die vier Musiker erneut in einer abgelegenen Waldhütte, um ihren ganz eigenen, in sich gekehrten Klängen zu frönen und eine Platte aufzunehmen, die sich vermutlich irgendwo zwischen warmem und autistischem Indie-Rock, Singer-Songwriter und Post-Rock einpendelt und sich trotzdem jedweger Kategorisierung verschließt.
Was sich nach Waldschrattum mit Hang zur Weltflucht anhört, ist ganz im Sinne KOMs, pfeifen sie doch auf Reaktionen seitens der Kritik und Zuhörerschaft, bedienen lieber ein kleines Klientel an Audiophilen und machen Musik vor allem der Musik wegen. Das kann man in Zeiten, in denen Bands solche Seiten wie MySpace und Facebook zur penetranten Promotion nutzen, elitär und snobistisch, gar prätentiös nennen. Wenn man sich aber tatsächlich darauf einlässt, entfalten sich die 12 Songs der Platte zu solch filigraner Schönheit, dass RADIOHEAD daneben klingt wie exaltiertes Dilletantentum.
Überhaupt haben sich KOM gegenüber ihrer letzten EP, die noch auf ausladende Postrock-Strukturen setzte, mehr und mehr dem klassischen Songwriting genähert, sodass Songs wie „Fruits“ oder „Teer“ dezent an die besten und traurigsten Momente von SIMON & GARFUNKEL erinnern und nach konventionellen drei Minuten ihren kongenialen Abschluss finden. Durchbrochen werden die Stücke von kurzen Instrumentalpassagen wie „Eighteen" und „Twenty“, die mittels angereichertem Instrumentarium in ätherische Worldmusic abdriften, ohne die dichte Atmosphäre des Albums auch nur ansatzweise zu lichten.
Ganz im Gegenteil zerfranst diese Vielfalt in keiner Weise das Konzept dieses Kleinods, sondern lässt erahnen, dass die vier Musiker sowohl die Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte ganz genau studiert haben, als auch darum wissen, wie man die ganzen Einflüsse von Psychedelic Rock der frühen 60er bis hin zu modernem Indie und Folk zu einem Sound synthetisiert, der weder eklektizistisch noch abgedroschen daherkommt, sondern einen Klangkosmos von melancholischer, zurückgezogener und dennoch unglaublich kraftvoller Schönheit eröffnet.
Solche Musik macht nicht auf sich aufmerksam. Sie will gefunden und dann nie wieder vergessen werden.