Stil (Spielzeit): Folk-Country-Pop Singer/Songwriter (42:18)
Label/Vertrieb (VÖ): Proper/Rough Trade (11.10.10)
Bewertung: 7,5/10
Links: http://www.davidcelia.com
http://www.myspace.com/davidcelia
"C'est ne pas une pipe." Dies schrieb René Magritte einst unter das Bild, welches eine Pfeife darstellt. „This isn't here" ist der Titel der ersten selbstproduzierten Platte von DAVID CELIA, und diese Aussage als Oxymoron aufgefasst erinnerte mich eben im ersten Moment an die obige Bildunterschrift. Selbstverständlich kann der CD-Titel auch anders interpretiert werden – was sogar wahrscheinlicher ist. Doch genug des Philosophierens.
Vor über zwanzig Jahren schon beginnt Herr Celia in Kanada in einer Band zu spielen, die sich Mitte der Neunziger auflöst, er sich einer anderen Truppe zuwendet, die ihren Namen ändert, ein Album mit ihm veröffentlicht wird und sich Anfang des neuen Jahrtausends auch diese Sache wieder im Winde verweht. Erst dann fängt unser David an, sich als Solokünstler zu betätigen und kredenzt uns nun schon seine dritte Scheibe. Über das alberne, billig gemachte Cover lässt sich streiten, aber vielleicht soll es auch einfach darstellen, dass mit wenig Aufwand und viel Gefühl gute Musik versucht wird – egal, ob sie jemandem gefällt oder nicht.
Gemütliche Kneipenmusik durchs Telefon – so beginnt der Silberling mit „Turnout". Der leicht jazzig angehauchte BEATLES-Groove ersetzt die Heizung und lässt einen im Wohnzimmer gleichgültig ins nasse Winterwetter hinausstarren. Das folgende „Séverine" bringt französisches Flair mit sich, wenn CELIA mit der Ukulele und diversen anderen Instrumenten das Seine-Paris-Gefühl heraufbeschwört. Das Stück gibt es noch als Bonustrack auf Französisch, was noch etwas mehr Authentizität in sich birgt.
Überhaupt lässt D.C. einige Leute mitspielen. Er selbst als Sänger und Songschreiber beherrscht und benutzt zwar auch einige Instrumente, aber eine Hammond Orgel, Trompeten, Hörner oder Klavier werden in verschiedenen Stücken von verschiedenen Kollegen eingespielt.
Nach dem nachdenklichen Titelstück, das als einziges die Fünf-Minuten-Marke überquert, meint man fast in „Sergio", die BEATLES wären wieder zurück. Während „I'm Not Texan" sitzt man kopfnickend in einem alten Straßenkreuzer und fährt durch die Weiten der Prärie. Damit will ich sagen, es kommt auch Country zum Zug, der den Cowboy zum Grinsen bringt mit Zeilen wie: „Well, I never really thought I'd write a country song [...] I was born in the City and started on Heavy Metal". Sympathische Selbstironie. Um sich selbst zu widerlegen, schließt sich hier noch ein weiterer Country-Song an.
Das flötende „Life Is A Dream" geizt nicht mit Floskeln und tröpfelt einfach nur behaglich, melancholisch vor sich hin. Natürlich sind die Lyrics nicht hochtrabend komplex und verschnörkelt. Aber bei solch bequemer Dudelmusik, wie es mancher vielleicht gering schätzen würde, ist dies auch nicht unbedingt erwünscht.
Die instrumentale Vielfalt wird bei DAVID CELIA nie in einen Song hineingepresst, so dass die Lieder abwechslungsreich klingen, aber keinesfalls überladen. Eine solche Buntheit, die auch Melancholie und nachdenklich, ruhige Momente enthält, unterhält prima. Wer schönen Melodien nicht abgeneigt ist, sich von der Richtung „Pop" nicht abschrecken lässt, der sollte sich den Feierabend von der heimelnden CD des Kanadiers versüßen lassen.
Manuel
"Größtenteils harmlos."