Petter Carlsen - Clocks Don't Count

petter carlsen - clocks don t count 211

Stil (Spielzeit):
Singer/Songwriter (41:47)
Label/Vertrieb (VÖ): Function Records/Cargo (25.05.12)
Bewertung: 3,5/10

Petter Carlson Homepage

PETTER CARLSEN ist ein norwegischer, junger Singer/Songwriter, der in seiner Heimatstadt bereits eine große Nummer ist. Wir haben LENA drüben vorgestellt, jetzt sollten wir auch mal reinhören, was Norwegen so zu bieten hat. "Clocks Don't Count" ist bereits sein zweiter Output, nach dem 2009 Werk "Spirits In Need".

Der Song „Table For One" macht den Anfang. Keine gute Wahl, wie ich finde. Zu theatralisch für einen Opener und noch dazu stimmlich etwas schwach. Weit weg von „Guten Tag, hier bin ich...", sondern sehr pessimistisch mit „...just one shot in life". Da die Stimme von PETTER CARLSON gewöhnungsbedürftig ist, hätte ich so einen harten Brocken weiter nach hinten gepackt. Zumal es sich ja um ein kleines Highlight handelt, da UNNI WILHELMSEN (eine bekannte norwegische Singer/Songwriterin) ihn unterstützt.

„Spirits In Need" heißt der zweite Song, und Midtempo steht PETTER CARLSEN auf jeden Fall besser, zum Ende hin wird der Song sogar richtig emotional und ist durchweg warm und überwiegend harmonisch arrangiert. Allerdings habe ich latent das Gefühl, er singt ein Stückchen an mir vorbei und kann PETTER CARLSON nicht richtig greifen.

„One Of Those Days" schließt ähnlich entrückt an und schwankt gesanglich zwischen CRANBERRIES und den früheren KELLY FAMILY Sachen. Im besten Fall erinnert es an schwache Momente von SADE. Allerdings wird der Inhalt des Songs, "sich wie ein Fremder fühlen", sehr gut transportiert, von daher passt hier eigentlich alles. Grundsätzlich würde ich PETTER CARLSON eher eine Winterplatte, im besten Fall eine Herbstplatte attestieren. 

„Even Dead Things Feel Your Love", übrigens ein sehr schöner Titel, gefällt mir vom buddhistischen Hintergedanken her. Sparsam arrangiert, aber dafür reicht die Stimme nicht aus. Singen kann er, aber sein Stimmchen ist schon sehr fragil, sehr weiblich und holt mich einfach nicht ab.

Dann folgt aber mit „Built To Last" einer der beste Songs der Platte und plötzlich habe ich eine Vorstellung davon, was PETTER CARLSEN und mich versöhnen könnte. Überraschende sphärische Klänge und viele Pausen, in denen seine Stimme wie abgeschirmt von Streichern begleitet aus der Ferne erklingt. Die darauf folgenden Melodiebögen sind sehr schön, und auch wenn PETTER in diesem Song seine beste Gesangsleistung abliefert, so liefert er auch seine schlechteste ab. Die Qualität schwankt extrem, dabei hatte er bei diesem Song wieder Hilfe, diesmal von Vincent Cavanagh von ANATHEMA. Die ganze Zeit stelle ich mir die Frage, warum dieser PETTER CARLSEN so traurig ist. Seine Lieder geben mir keine Kraft, sondern sie bedrücken mich.

Das folgende „The World Can Wait" ist für mich am besten gelungen. Auch wenn hier die Gesangslinien scheinbar beliebig austauschbar mit den Songs vorher sind. Zu oft zerstört sich PETTER hier selbst die Melodie durch erschreckend störende Töne. Musikalisch ist der Song aber so top, dass man darüber hinweghören kann. Grundsätzlich stört mich aber der Gesang immer mehr und ist gar nicht mein Fall. Keine packenden Stellen, PETTER CARLSEN treibt so langsam schwebend durch die Platte und wirkt sehr weit weg, gleichzeitig aber auch warm und emotional. Aber eben nicht in meine Richtung, sondern ganz woanders hingeneigt...

„A Simple Reminder" ist der härteste Song der Platte. Stampfender Beat und endlich hebt sich mal ein Song vom Takt her etwas ab und hat Pfiff. Textlich ebenfalls sehr schöne Gedanken und hier packt mich zum ersten Mal ein Song der Platte, nämlich am Ende im Instrumentalpart. Die Schlagzeugaction reißt richtig mit und macht den Song zu einem guten Titel.

„Cornerstone" ist ein Instrumentalstück und hat es von daher auch leichter mit mir. Auch wenn sich das Stück nicht abhebt und nicht besonders ambitioniert ist.

„Home" hat einen jazzigen NORAH JONES Anstrich, in diesem Song bezeichnet sich PETTER CARLSEN selbst treffend als „King Of Drama". Das trifft es sehr gut, nur dieses "Emotionen durch hohe Töne erzeugen wollen", das nervt mich leider immer mehr.

Das letzte Stück „Waiting In The Wings" hat wieder eine schöne Melodie, kann aber das Feuer zwischen der Kunst von PETTER CARLSEN und mir leider auch nicht entfachen. Zumindest sind die letzten Worte der Platte „I Choose To Live". Mein Gott, ich hatte mir schon Sorgen gemacht...

Musikalisch schön, aber nicht überragend. Textlich schwankend zwischen belanglos und inspirierend, treffend. Gesanglich leider gar nicht mein Fall.

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