Chuck Ragan - Los Feliz Tipp

chuck ragan los feliz

Stil (Spielzeit): Singer/Songwriter (43:59)
Label/Vertrieb (VÖ):Side One Dummy / Cargo Records / (08.05.07)
Bewertung: 9 / 10

Link: http://www.myspace.com/chuckragan

Oh ja, genauso sollte ein Livealbum sein! Es sollte die Atmosphäre des Abends widerspiegeln und durchaus auch mal einen schiefen Ton beinhalten um eben authentisch zu sein. Und wenn dann sowohl der Künstler als auch der Abend etwas ganz besonderes sind, dann kommt so etwas wie „Los Feliz“ heraus.

Das ist nämlich der Name des Ladens in dem CHUCK RAGAN (Ex-HOT WATER MUSIC) am 12.02.07 sein erstes Soloalbum aufgenommen hat. Und dafür hat er einfach mal ein recht spontan angesetztes Konzert mitschneiden lassen. Kennt irgendjemand sein Sideproject RUMBLESEAT? Ungefähr so könnt ihr euch die neuen Songs der Reibeisenstimme (eigentlich ist das noch eine Untertreibung) vorstellen. Viel Country, Western und Blues, Singer/Songwriter, Emoakzente (ok, die gab es weniger bei RUMBLESEAT) und die über allem thronende Stimme. Außer bei einer Handvoll Songs sitzt er da ganz alleine auf der Bühne, nur bewaffnet mit seiner Gitarre, einer unfassbaren Stimme und soviel Gefühl, das man damit eine komplette Generation von Emobands ausstatten könnte. Versteht das nicht falsch: Hier ist nichts weinerlich – seine Stimme strotzt ja nur so vor Kraft und ist trotzdem verletzlich, da sie immer an der Grenze zum Zusammenbruch steht (und manchmal auch darüber hinaus ist).

Vor allem der Sound, der natürlich sehr einfach gehalten ist, aber das Publikum eben auch zeigt, kann begeistern. Man hat das Gefühl mitten im Geschehen zu sein und die totale Begeisterung des Publikums mitzuerleben. Wenn er z.B. sehr respektvoll von seinen ehemaligen Mitmusikern von HWM, welche jetzt bei THE DRAFT spielen, redet, fängt man insgeheim zu grinsen an, als er das HWM-Lied „God Deciding“ anstimmt. Das klingt nach Lebenserfahrung und Verständnis. Und auch wenn die Mandoline und die Violine auftauchen um ihn bei einigen ausgesuchten Stücken zu begleiten oder er ein Lied seinem Schwiegervater widmet, möchte man es dem Publikum gleich tun und seine Finger zwischen die Zähne stecken und laut pfeifen.

Eigentlich ein sehr schlichtes Album, von dem keine musikalischen Meisterleistungen erwartet werden sollten (inklusive ein paar schief gesungener Töne), aber dafür hat es soviel Charme, Ehrlichkeit (auch wenn das vermutlich das dämlichste Adjektiv zur Beschreibung von Musik überhaupt ist), Erdigkeit und Energie. Wenn CHUCK mit seiner Stimme an die Limits geht, hält es einen fast nicht mehr auf seinem Sitz (hört euch das absolut Killerlied „Fixin To Die“ an!). Dieses Album hat all die Ecken und Kanten, die ich mir bei THE DRAFT gewünscht hatte. SO macht man das! Sehr kleines, unauffälliges Album mit unglaublicher Atmosphäre und Wirkung. Ich warte jetzt schon sehnsüchtig auf das erste Studioalbum, welches zur Zeit in der Mache ist.

Kai