Stil (Spielzeit): Deutscher Singer/Songwriter (40:22)
Label/Vertrieb (VÖ): Scoop Music/Rough Trade (06.02.09)
Bewertung: 7,5 / 10 Punkten
Link: www.myspace.com/axelbosse
Gerade flattert mir das neue Album "Taxi" des wohl ungewöhnlichst betitelten Songwriters dieses Planeten ins Haus. Die Rede ist hier von BOSSE. Unlängst hatte das Video zu "3 Millionen" Online-Premiere gefeiert und das nunmehr dritte Langspielalbum des Herrn Axel Bosse kommt jetzt nach zweieinhalb Jahren, welche angefüllt waren mit dem Schreiben von neuen Songs, dem Geben von Konzerten, dem Produzieren anderen Künstler (unter anderem für Kim Frank) und dem regelmäßigen Pendeln zwischen unserer lieben Hansestadt und BOSSE's Familienheimat Türkei, unter Scoop Music veröffentlicht an den Start.
Entgegen vieler Vergleichsband, welche in den letzten vier bis fünf Jahren aus dem Studentenuntergrund gekrabbelt sind, wie zum Beispiel MADSEN, TOMTE oder die alten Herren von TOCOTRONIC, setzt BOSSE mit seiner kommenden Veröffentlichung weniger auf zwanghaft nachdenkliche und ergebnislos metaphorische Texte, "Taxi" schreibt das tägliche Leben selbst und das merkt man mit jeder Sekunde der Scheibe. Der besondere Charme des jungen Songwriters ist, dass er fast gänzlich auf zwanghaft sich fügende Songstrukturen verzichtet, "Taxi" lebt entgegen dem konventionellen Prinzip: Reim dich oder ich fress dich. Dadurch erhalten die zwölf Songs einen fast improvisierten Touch, übliche Reimschemen werden aufgebrochen
und fast schon in Frage gestellt, was eine knappe Dreiviertel Stunde an authentischer und realtitätsnaher Songwriter-Musik zur Folge hat. Mit dem Verlauf der vierzig Minuten wird man immer tiefer in die graue Realität von BOSSE hineingesogen, ab und an wird man durch den Einsatz englischer Zeilen aus dem Konzept geworfen, die Platte lebt eben auch von Gegensätzen, was im Falle von "Taxi" nicht negativ zur Geltung kommt. Hervorheben aus den zwölf Songs muss man den Opener "3 Millionen", welcher hinsichtlich des Songwritings sehr poppig und konventionell produziert daherkommt und somit sich die Frage einer ersten Auskopplung erübrigt. Ein echter Hit, könnte man mit einen leichten Augenzwinkern meinen.
Jugendlich, aber auf keinen Fall naiv. Poppig, aber trotzdem ehrlich. So könnte man die Musik des jungen Songwriters Axel Bosse beschreiben. Liebe, Verzweiflung, Einsamkeit und Sehnsucht sind hier der Stoff aus dem Träume gemacht sind, allerdings erscheint "Taxi" nur halb so depressiv wie man anhand der Texte vermuten würde. Die zwölf Songs sind gut durchdacht produziert, gelentlicher Einsatz klassischer Instrumente, wie Klavier zum Beispiel, verleiht ihnen teilweise eine leicht dramatische und epische Atmosphäre, trotz allem ist das graue Großstadtleben bei BOSSE allgegenwärtig. "Taxi" von BOSSE ist ein Musterbeispiel für gute Songwriter-Musik und das auch noch aus Deutschland. Der Pop-Rock auf den zwölf Tracks wird durch die intelligenten und sehr ehrlichen Texte definiert. Grau, nostalgisch und sehnsüchtig, aber dennoch echt ist die Musik von BOSSE. Und das ist es, was dem modernen Musikbusiness fehlt. Ein tolles Album!