Der New Yorker ADAM GREEN ist schon ein komischer Kauz, und mit BINKI SHAPIRO (wer denkt, wie ich, sofort an Bikini und Shampoo?) scheint er seine bessere, musikalische Hälfte gefunden zu haben. ADAM GREEN wurde mit seinem kleinen Hit „Emiliy“ in Deutschland mäßig bekannt, mir gefallen besonders seine ironischen Texte („Jessica“, „Choke On A Cock“) und die überraschenden Wendungen in den Songs der älteren beiden Alben „Friends Of Mine“ und „Gemstones“. Ich durfte ihn mal live sehen, und es war ein skurriler Abend mit einem abdrehenden Publikum und einem nicht mehr standfesten ADAM GREEN, der mehr Arschritze zeigte als jede noch so abgefuckte Kombo, die ich bis jetzt gesehen habe.
Wer den Opener „Here I Am“ vom aktuellen selbstbetitelten Album hört, kann kaum glauben, dass wir es hier mit einer Platte aus dem Jahr 2012 zu tun haben. Die beiden bringen stimmlich und auch atmosphärisch einen authentischen Hauch Siebziger Jahre auf die Musikanlage und präsentieren sich auch auf Pressefotos wie aus einer vergangenen Zeit. Fehlt nur noch organisches Plattenknistern und die Illusion ist komplett.
Gemächlich schieben sich die beiden durch die Songs und teilweise schweben und heben sie auch etwas ab. Glockenklar singt Binki im Duett mit Adam, der wie immer so souverän und entspannt klingt, als ob er schon alles im Leben erlebt und überstanden hätte. Sublimiert wird der Sound durch teilweise sehr sphärische Orgelattacken, ein schöner Gegensatz durch die stellenweise erschreckend vorhersehbaren Gesangparts. Schön gesungen, aber meist klingen die Songarrangements doch stark nach dem „70er Jahre Sound Baukastensystem“. Einzig „Pleasantries“ bricht etwas aus dem Sumpf aus, nimmt Fahrt auf und strahlt etwas Einzigartiges aus, hier kommen wieder Akustikgitarren und eine schräge Flöte vor. Die Stücke sind alle sehr kurz geraten, was wahrscheinlich am mangelnden Zeitgefühl von ADAM GREEN liegt, aber auch nicht wirklich ein Kriterium für gut oder schlecht ist. Ausgeschlafener wirkt auch das stampfende „I Never Found Out“, hält aber leider nicht so wirklich, was der Rhythmus verspricht und ist auch schon vorbei, bevor es richtig angefangen hat.
Leider fehlen mir aber auf dem Album komplett die Spitzen - einmal in den bunten Strudel aus Flash Backs geraten, kann man dazu sicher prima gedankenverloren durch die Bude schunkeln und merkt erst nach dem letzten Ton, dass die Platte eigentlich richtig dröge ist und ADAM GREEN sicherlich schon weitaus Besseres und vor allem Innovativeres abgeliefert hat. So dösen die beiden also eine knappe halbe Stunde durch die zwölf Stücke. Man hat den Eindruck, sie singen nur für sich selbst und haben wahrscheinlich mächtig Spaß bei den Aufnahmen gehabt, auf mich färbt der Spaß allerdings beim besten Willen nicht ab.
So bleibt „Gemstones“ nicht nur weiterhin eine der von mir am meisten gehörten Platten aus meiner Sammlung, sondern auch weiterhin mein Favorit von ADAM GREEN.