RON SEXSMITH ist, für alle die ihn nicht kennen, ein talentierter Singer Songwriter aus Kanada, der schon seit 1991 fleißig immer wieder sehr gute Alben mit seiner ganz eigenen Note veröffentlicht. Böse Zungen nennen ihn „den deprimierten Frosch", was an seiner belegten und tendenziell eher partyuntauglichen Stimme und Aussprache liegt. Die ersten Alben tendierten in Richtung Folkpop, während RON SEXSMITH in die neueren Werke etwas mehr Tanzbarkeit integriert.
Nun liegt mir also seine neue Platte „Forever Endeavour" vor und ich war gespannt, was einer meiner liebsten Musiker zusammengebraut hat. Wie immer philosophiert RON auf seine ganz eigene Art und befasst sich kritisch mit dem Alleinsein, dem Sinn des Lebens und seiner Abneigung gegen Oberflächlichkeit. Manchmal entrückt, wie in „Lost In Thought", fast weinerlich ist er in seine Gedanken versunken und lässt den Hörer knapp außen vor, während er im fließenden „Sneak At The Backdoor" minimal mit seiner Akustikgitarre agiert, aber stimmlich sehr klar und schon fast aufdringlich erscheint.
Tanzbar ist bei RON SEXSMITH nicht tanzbar im üblichen Sinne, sondern einfach etwas flotter und dicker arrangiert. Nachzuhören beim launigen „Snake Road" mit beschwingtem Klavierklimpern und einem erfrischend beweglichen RON SEXSMITH, der über die Tatsache singt, dass jeder für seinen Kram selbst verantwortlich ist und viele der gut gemeinten Ratschläge eher unnötig sind. Die quicklebendige Liebeserklärung „She Does My Heart Good" glänzt mit Farfisaorgel und Streichern, obendrauf gibt sogar noch eine E-Gitarren-Einlage. Das Stück hat eine wundervolle Gesangsmelodie, kratzt aber schon stark am Tanzcaféniveau.
Und dann sind da noch die perfekten Songs, die nur ein RON SEXSMITH schreiben kann. Wie kuschelige Wolldecken wärmen sie deine Seele, auch wenn sie manchmal einen traurigen Inhalt behandeln. „Nowherer To Go" ist warm, beruhigend, sehr minimal und Trost spendend, ebenso wie „Deepens With Time", ein Text über Vergänglichkeit. Traurig aber berührend, besonders da RON SEXSMITH auch mal in den hohen Tonbereich ausbricht, trotzdem aber sehr tröstend und irgendwie heilend. Ein weiteres Plus von „Forever Endeavour" sind die kleinen Details. Der Herzschlagrhythmus in „Nowhere Is", auch wenn in diesem Lied die Töne etwas zu sehr gezogen werden, verfeinert den Inhalt des Stückes und man kann die Stille fast greifen und die Einsamkeit förmlich spüren.
Lohnenswert ist die Bonusversion, genauer das schöne „Life After A Broken Heart", hier hallen die Worte nach und auch wenn es todtraurig klingt, ist es ein positives Stück und es hilft, wenn RON sagt „das Leben geht weiter..". Generell ist es ein Muss, die Texte in Zusammenhang mit der Musik zu bringen, sprich mitzulesen. Erst dann erklären sich manche Schlenker und Details werden erkennbar.
RON SEXSMITH ist ein begnadeter Songschreiber, aber seine Alben sind deutlich gradliniger geworden und beinhalten weniger bittere Ironie, was für mich den Reiz ausgemacht hat. Gepunktet wird weiterhin mit schönen Melodien und gutem Arrangement, aber leider deutlich weniger packenden Gesangslinien, weniger rührendem, intelligentem Pathos als auf den alten Platten. "Forever Endeavour" ist eine gute Scheibe, auch jetzt für den Übergang vom Winter in den Frühling, in meinem RON SEXSMITH Ranking aber nicht auf dem Treppchen.