Sanft, mit einem Schleier von Rock, geht es im Opener um die eine Angebetete. Akustische Klampfe, manchmal mehrstimmiger Gesang und melancholische Harmonien – zu Beginn bleibt es leicht. Doch als im folgenden Track nach der Einen gefragt wird, wer sie denn sei, wird es folkig mit Flötentönen und träumerischem Summen.
„Strange Days" rockt gemäßigt verrückt und erzählt von einer Kuh, die ins Studio kommt und mitmachen will – doch alles ist nur ein Traum. Der spacige Sound zwischendurch gibt einen Hinweis, wodurch ein solcher Traum zustande kommen kann – was in den Lyrics auch angedeutet wird. Aufgepeppt ist der Song mit Kinderchor und flotter Lead-Gitarre im Hintergrund.
Auch wenn man es schon ansatzweise ahnt, kommt der Reggae-Beat erst in Track Nummer Fünf gänzlich zum Vorschein. Spontan unterbrochen von einem kurzen Rap steigt die gute Laune. Wenn der Damm gebrochen ist, bekommt der Reggae immer mehr Einfluss. Ob mit originellem Groove oder dem Schunkel-Lied „Everybody's lil Song", der die Gleichheit aller Menschen propagiert, aus dem einfachen Grund, weil jeder eine Mama und einen Papa hat.
Bei „Instant Enlightment" bekommt die Esoterik mit einem langsamen Rock-Kopfnicker ihr Fett weg. „Non Toccare" beginnt als italienische Oper, geht über in einen Zirkusmarsch und bleibt im Hauptteil eine Mischung aus Zirkus-Folk-Reggae. Als zwölften und letzten Song gibt es das einzig vollständig deutsche Lied „Amaya", ein zuckersüßes Schlaflied für die Enkeltochter.
Muss es einen roten Faden geben, wenn ein Album quasi ein Lebensrückblick ist und „Short Stories" heißt? Nicht unbedingt, finde ich. Und doch kann man – neben oft einfließendem Reggae – den Sound wieder erkennen. Ein weiterer Vorteil des Albums ist, dass man es entweder entspannt beim Autofahren hören oder sich genauer mit Texten sowie Song-Details beschäftigen kann – denn diese gibt es definitiv. Man merkt die musikalische Erfahrung des Mannes und der Klang der Scheibe ist wirklich gut geworden. Ganz anders als der Kanadier DAVID CELIA, doch ähnlich vielfältig ist JULES. Auf seiner Homepage schreibt JULES, dass er stolz auf sein Werk ist. Das darf er sein – mit Recht.
Ich wünsche allseits gute Unterhaltung!
Schon in den 1960er-Jahren wusste JULES, dass sein Leben die Musik ist. Mit verschiedenen Musikern und Bands wurden erste Erfahrungen gesammelt und den Klischees entsprechend die Siebziger durchlebt. Musik blieb jedoch immer ein Hobby neben Familie und Geldverdienen. Als Ergebnis wird heute nun das Debüt präsentiert, das zwölf kurze Geschichten erzählt.
Manuel
"Größtenteils harmlos."