Ohne riesige Ambitionen startete vor einigen Jahren ALLISON WEISS durch Eigenfinanzierung und Crowdfunding ihr Pop-Punk-Projekt in den USA. Mit ihren Plädoyers für einen offenen Umgang mit sexueller Diversität wird sie populärer. Unter den Fittichen eines Labels schlägt sie nun einen synthetischeren Weg ein, der gut ins Ohr geht.
Ganz ruhig sucht ALLISON WEISS im Opener nach ihrem „Sound“. Schlichter Gesang, einzelne Gitarrenakkorde. Klänge bauen sich im Hintergrund auf, die Trommeln werden mehr, ein Chor stößt dazu. Und so geht es weiter.
Direkt daran anknüpfend stampft ALLISON los, Elektro-Pop, der in die Beine geht und die Frage stellt „Who We Are“. Ohne in Kitsch abzudriften geht es um Identität, die bei der Musikerin im Sinne der queere Community seit längerem ein Thema ist. Die Freiheit sexueller und geschlechtlicher Identität wird bearbeitet – und es soll einem Mut gemacht werden, offen damit umzugehen.
Mut machend sind viele der Melodien, die zwar manchmal einfach gestrickt sind, doch schwierig genug, um nicht sofort für immer im Ohr zu bleiben. Eine positive Grundstimmung ist fast immer zu spüren, Klavier-Spiel sorgt neben ausführlichen Sythie-Klängen für einen Schuss „Natur“.
Wenn „Back To Me“ startet, pfeift man automatisch mit und fühlt sich klangtechnisch etwas in die Achtziger zurückversetzt. In Leggins nickt man zu dem Beat und runzelt die Stirn, da der Chorus wirklich so banal ist, wie der Songtitel suggeriert.
Doch wenn man genau hinhört, sind bei aller Banalität die Klänge verschieden verzerrt, so dass audiophile Pop-Hörer nicht nur in diesem Song ihre Lauscher spitzen können. Auch der Four-Chord-Song, der im Chorus mit den Worten rockt „I wann ride my motorbike“, macht Laune.
Es geht viel um die Menschen und deren Liebeskram und das Ganze im Gewand des Synthie-Pop. Eigentlich unspektakulär.
Nur ganz leicht melancholisch spürt man, dass ALLISON WEISS es ehrlich meint und viel gute Laune versprühen will. So kann man nachdenklich werden, die Musik gemütlich im Auto hören oder einfach dazu tanzen.
Manuel
"Größtenteils harmlos."