Wenn man eine so wunderbar rau-gegerbte Stimme hat wie NAKED HAZELBEARD Frontmeister Jan Weitzenbürger, muss man bluesigen Singer/Songwriter Rock machen. Bei KILLING AGE und CONQUERED MIND in (Stoner-) Metalgefilden unterwegs, widmet sich der Sänger und Gitarrist in diesem Projekt ganz seiner ruhigen, gefühlvollen Seite.
Der warme, druckvolle und meist auf zwei Akustigitarren, Bass und Percussions reduzierte Sound auf „Between The Lines“ passt mit seiner melancholischen Grundstimmung perfekt ans Lagerfeuer. Die Musiker machen ihre Sache gut, geben ihren Songs kleine Spannungsbögen, arbeiten mit unterschiedlichen Akzentuierungen in Anschlag und Ausdruck und haben einige coole Hooks am Start.
Etwas schade nur, dass der Spannungsbogen nicht über die gesamte Albumlänge gehalten wird. Jan lotet mit dem beeindruckenden Volumen seiner Stimme so ziemlich alles aus, doch nach der ersten Häfte der Scheibe bin ich etwas gesättigt von den abwechselnd geschrammelten und gepickten Midtempo-Moll-Akkorden und dem whiskeyschwangeren Röhren ... was nicht heißen soll, dass sich die Band aus Esslingen nicht um Abwechslung bemüht.
Farbtupfer gibt es in Form eingestreuter (E-) Gitarrensoli und dem unterstützenden Gesang von Percussionistin Katharina, die ich gerne öfter gehört hätte, weil sie der Schwermut der Songs eine gewisse Leichtigkeit gegenüberstellt (Anspieltipp: „No Way To Flee“). Die Texte richten sich fast ausschließlich an ein „You“, das entweder Schuld an irgendwelcher Misere hat, dem gedankt oder das begehrt wird – also schon sehr genretypisch und vermutlich musste das auch alles mal raus.
„Between The Lines“ ist das Debüt von NAKED HAZELBEARD, dem Ende 2013 eine EP vorausgegangen ist. Auch wenn ich eher selten zu Songwriter/Akustikrock greife, ich würde gerne mehr hören von den sympathischen Mukkern und bin gespannt, ob da künftig noch das Quentchen Abwechslung beim Songwriting hinzukommt, das mir hier noch gefehlt hat.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!