NEAL MORSE macht genau das mit der akustischen Bestandsaufnahme "Life & Times", einem reinen Soloalbum, das sich wohltuend von seinen anderen, stets hörenswerten Projekten abhebt.
Die Leichtigkeit des Seins
"I just thought I write a song, to tell you all the way I feel" lauten die ersten Zeilen in "Livin' Lightly", das ganz konsequent das unberschwete Lebensgefühl, das der Titel verspricht, umsetzt. Die Songs stehen fernab von monumentalen Prog-Epen, haben rein gar nichts mit dem letzten THE NEAL MORSE BAND-Album "The Similitude Of A Dream", SPOCK'S BEARD oder TRANSATLANTIC zu tun. "Life & Times" beinhaltet zwölf locker-leichte, vorrangig akustische Nummern in der Schnittmenge von Singer/Songwriter und Pop.
Neal vertont typische Alltagsgeschichten und verpackt seine Gefühle in simple, mit schönen Melodien garnierte Songs. In "Selfie In The Square" erzählt er etwa von einem Day Off in Luxemburg. Seine Bestandsaufnahme der Menschen um sich herum, die Aussage, dass dieser Tag mit seiner Liebsten noch schöner und wie Urlaub wäre: Grundehrlicher und direkter geht es ja kaum. Das relaxte "Old Alabama" überrascht mit weiblichen Vocals und besticht im Refrain mit Gospel-Spirit. So würde es wohl klingen, wenn NEAL MORSE eine Nummer für KELLY CLARKSON schreiben würde.
Das sonnige "Good Love Is On The Way" ist ein Seelenstreichler allererster Güte, das liebliche, getragene "JoAnna" und "She's Changed Her Mind" gehören ebenfalls in die Kategorie "herzerwärmend". Das schöne, abwechslungsreiche "You + Me + Everything" klingt ein bisschen wie eine Mischung aus "Beautiful" (CHRISTINA AGUILERA), dem Chorus von "Falling For Forever" (SPOCK'S BEARD) und einer typischen NEAL MORSE-Nummer. "Lay Low" ist eine Nummer zum Entspannen und Träumen und wird alleine durch seinen Titel passend beschrieben.
Ein kurzer Ausflug in die Melancholie
NEAL MORSE schlägt allerdings nicht nur locker-fröhliche Töne an: Das nur von einer Akustikgitarre und Streichern begleitete "He Died At Home" berichtet zutiefst melancholisch von einem glühenden Army-Fan, der nach seiner Dienstzeit und den typischen Tourneen ehemaliger Soldaten in den USA unglücklich stirbt - nicht etwa heldenhaft im Kampf, sondern einsam zu Hause, weil er Suizid begangen hat.
Im abschließenden "If I Only Had A Day" sinniert der Mittfünziger darüber, was er tun würde, hätte er noch einen bestimmten Zeitraum zu leben. Trotz latent melancholischer Ausrichtung versieht Neal den nachdenklichen Text der Country-angehauchten Nummer mit dem Augenzwinkern, das so typisch für den Genre-prägenden Musiker ist.
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Zwei Songs können das Niveau nicht ganz halten: "Wave On The Ocean", das nur mit Vocals, Bass und dezenten Percussions beginnt, versprüht Strandfeeling, die Bläser sorgen für latente PHIL COLLINS-Stimmung. Mehr gute Laune geht nicht, die Nummer kann sich so gerade noch davor retten, aufgesetzt fröhlich zu klingen. Der klebrige, sich wiederholende "De-de-de"-Part in "Manchester" wird gerade noch so von einer schönen Melodie und einem sehr unterhaltsamen Text gerettet.
NEAL MORSE gelingt ein sonniges Wohlfühlalbum
Auch, wenn nicht jedes Kapitel dieser vertonten Bestandsaufnahme aus Neals Seelenleben zu hundert Prozent überzeugt: "Life & Times" ist eine Feeldgood-Scheibe mit simplen Songs und Ohrwurm-Arrangements. Ein Album zum Entspannen, Träumen, Wohlfühlen, Lächeln. Und damit die passende musikalische Untermalung für sonnige Tage.
Trackliste
01. Livin’ Lightly
02. Good Love Is On The Way
03. JoAnna
04. Selfie In The Square
05. He Died At Home
06. She’s Changed Her Mind
07. Wave On The Ocean
08. You + Me + Everything
09. Manchester
10. Lay Low
11. Old Alabama
12. If I Only Had A Day
Band
Guitar, Keyboards, Mandolin, Percussion, Lead and Background Vocals – Neal Morse
Bass – Richard Brinsfield except “Good Love Is On The Way” by Neal Morse
Drums – Scott Williamson
Strings – Chris Carmichael
Pedal Steel & Dobro– Scotty Sanders
Lead and Background Vocals – Julie Harrison
Background Vocals and General Input– Wil Morse
Background Vocals and programming – Gabe Klein
Shouting on Manchester – Joey Pippin
French Horn – Holly Smith
Trumpet – Dominique Caster