Wer sich als Anhänger superb verkopfter, leichtfüßiger Prog-Rock-Epen schon die Hände gerieben hat, muss jetzt stark sein. Denn die drei gestandenen Sänger und Musiker haben mit "Troika" ein sehr songorientieres Album aufgenommen, auf dem Vocals und Vibe im Vordergrund stehen. "Troika" ist ein Album für diejenigen, die SPOCK'S BEARDs "June" lieben.
In weiten Teilen verbreitet das Songmaterial entspannte Sonnenschein-Stimmung mit wunderbaren Gesangsharmonien. Nur selten wird's so klebrig zuckersüß wie in "If I Could", dessen überschwängliche Stimmung gefährlich nahe an aufgesetzt quietschbunt-überglückliche Barden wie Bruno Mars ("Marry You", oh Gott …) rückt. Auch die Schunkel-Stimmung am Ende des leicht nachdenklichen, die Corona-Zeit reflektierenden "A Change Is Gonna Come" ist zum Glück eine Ausnahme, auch wenn sich das Trio öfter mal gefährlich nahe im Kitsch-Fahrwasser verliert.
Den nahenden Frühling untermalen der gefällige Einstieg "Everything I Am", das schmissige "Another Trip Around The Sun" oder das mit Piano-Tupfern untermalte "You Set My Soul On Fire". Ganz nah an den besten SPOCK'S-BEARD-Akustikballaden und definitiv eines der Highlights ist "Julia", mit dem Anhänger der Proggies in Erinnerungen an die besten Zeiten der Band schwelgen dürfen.
In der zweiten Albumhälfte widmet sich das Trio überraschend rockigeren Sounds. "King For A Day" klingt mit seinen treibenden Drums und Gitarren lebendig und mitreißend, ist leichtfüßig rockend und sorgt für ein fettes Grinsen im Gesicht. Auch in "Second Hand Sons" steht die E-Gitarre im Vordergrund; der bluesige Rocker entwickelt sich sogar zu einer verhältnismäßigen hart zupackenden Nummer.
Mit "My Guardian" folgt ein weiterer leichtfüßiger Rocker, bevor das Trio mit dem akustischen, melancholischen "What You Leave Behind" noch einmal zeigt, wie perfekt ihre Stimmen zueinander passen. Die Gesangsharmonien im Refrain sorgen für eine wohlige Gänsehaut.
Die Melodien stimmen, die Vocals sowieso, und die Leidenschaft, die D'Virgilio, Morse und Jennings in das Projekt gepackt haben, hört man dem Material an. Die rockigen Ausbrüche am Ende kommen allerdings deutlich zu spät, und auf Dauer wird die akustische, allzu liebliche Seite der ersten Albumhälfte recht eintönig.
Insgesamt geht "Troika" als Easy-Listening-Scheibe für schöne Frühlings- und Sommertage absolut in Ordnung, würde ohne das Füllmaterial aber deutlich besser dastehen.
"Troika" Trackliste:
1. Everything I Am (5:43)
2. Julia (6:07)
3. You Set My Soul On Fire (3:22)
4. One Time Less (4:53)
5. Another Trip Around The Sun (4:39)
6. A Change Is Gonna Come (4:24)
7. If I Could (4:02)
8. King For A Day (5:47)
9. Second Hand Sons (4:43)
10. My Guardian (3:43)
11. What You Leave Behind (4:16)
D'VRIGILIO, MORSE & JENNINGS Line-Up:
Nick D’Virgilio
Neal Morse
Ross Jennings