Stil (Spielzeit): Singer/Songwriter (53:54)
Label/Vertrieb (VÖ): Riptide / Cargo Records (24.11.06)
Bewertung: 6,5/10
Link: http://www.thebookofdaniel.net
http://www.myspace.com/thebookofdaniel
Ob Talent in den Familiengenen liegt, weiß man nicht. Fest steht aber, dass die Brüder Daniel und Martin Gustafsson eine gehörige Portion abbekommen haben. Letzterer alias BOY OMEGA sorgte dieser Tage bereits mit seiner „The Grey Rainbow" EP für wahre Begeisterung und sein älterer Bruder Daniel, der Mann hinter THE BOOK OF DANIEL, schickt sich jetzt an es ihm gleichzutun.
Die Platte, mit der dies gelingen soll, nennt sich „Songs For The Locust King" und ist genau genommen die logische Schlussfolgerung aus Daniels musikalischem Schaffen. Denn im Laufe der letzten Jahre, nach beendeter Eishockey-Karriere, wurde bereits kräftig musiziert im Hause Gustafsson. Neben Bruder Martin gehörte auch Mathias Johansson, der mittlerweile Gitarrist bei TIGER LOU ist, zu der Gruppe an Musikern, die sich um Daniel scharrten, um gemeinsam diverse Songs im Homerecording Stil aufzunehmen. Trotz der vergangenen Jahre und den eigenen Projekten geben sich beide auf dieser Platte nochmals die Ehre. Neben ihnen versammelt der ältere Gustaffson noch ca. 12 weitere Musiker um sich, die zu seinem Ensemble gehören.
Wenn zwei junge Männer praktisch vor demselben (musikalischen) Hintergrund aufwachsen und in relativ kurzen Abständen ihre Soloprojekte veröffentlichen, liegt der Versuch des Vergleichens natürlich sehr nahe. So ist es umso erfreulicher sagen zu können, dass BOY OMEGA und THE BOOK OF DANIEL jeder ihr eigenes Ding durchziehen. Soundtechnisch haben die beiden Brüder wenig gemein. Daniels Musik klingt wesentlich hausgemachter als die seines Bruders, der öfter mal auf zarte Elektronik zurückgreift. Auch im Songwriting geht es bei dieser Platte weniger minimalistisch zu als bei „The Grey Rainbow".
Weniger melancholisch klingend kommen die Songs in teils jazziger Aufmachung daher: „Dream On, Wildhead" ist eine relaxte Nummer mit schönem Saxophoneinsatz. „Deadringer, Deadringer" ist dagegen swingiger und erinnert mich an Musical während „3rd Of December" auch der Soundtrack in einem Irish Pup sein könnte. Die Songs entwickeln sich wie selbstverständlich in bester Singer/Songwriter Manier mit gelungen aufeinander abgestimmten und sich ergänzenden Instrumenten.
„Songs For The Locust King" ist ein gekonntes Debüt dieses Genres und beweist nur mal wieder mehr, was für ein riesiger kreativer Output im Norden und vor allem bei der Familie Gustafsson herrscht. Wer sich noch nicht entschieden hat, welchem Bruder der Vorrang zu geben ist, sollte sich den Dezember freihalten, wenn beiden Brüder den direkten Vergleich nicht scheuen und gemeinsam durch deutsche Städte touren.