Schattenreich - 1. Die Nephilim (Hörspiel)

Stil (Spielzeit): Hörspiel (56:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Lübbe Audio (15.09.2006)
Bewertung: Verwirrend und doch fesselnd (6,5/10)

Link: http://www.schattenreich.net/

Die Schattenreich-Sampler voll mit Gothicmusik dürften ja mittlerweile über die Szenegrenzen hinaus bekannt sein. Jetzt sind die ersten Episoden der Schattenreich Hörspielserie erhältlich. Ich bin gespannt, wie in der ersten Episode „Die Nephilim“ der Hörer in die Serie eingeführt wird.

Die Hauptrollen sind dabei gar nicht übel besetzt. Alexander Scheer und Sandra Speichert sind ihres Zeichens deutsche Schauspieler, die in mehr oder minder erfolgreichen Filmen gespielt, aber eine fundierte Ausbildung genossen haben. Daneben hat „Oomph!“-Sänger Dero einen Gastauftritt als „hagerer bleichgesichtiger Typ“. Auch Bruce Willis deutsche Stimme (Manfred Lehmann) ist zu hören, man hat sich also wirklich Mühe gegeben, gute Leute vor das Mikro zu bekommen.

In die Story ist, wie sollte es auch anders sein, jede Menge Musik aus der Dunklen Szene eingemischt. Auch dabei hat man mit Bands wie ZERAPHINE, XPQ-21, [:SITD:] oder COMBICHRIST gute Qualität gewählt. Dazu kommen Einspielungen des Berliner Filmorchesters und Kammerchors, die für richtig atmosphärische Schübe sorgen.

Das Ende zum Anfang, nach dem Durchlauf des ersten Teils hat der Hörer genauso viele offene Fragen wie der Protagonist Christian Wagner, seines Zeichens Kulturwissenschaftler, der nach 15 Jahren in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist. Damals gehörte er zu einem Kreis besonders begabter Jugendlicher, die sich erst „Titanen“ und später „Nephilim“ nannten, und sich das Ankh-Symbol unter die rechte Ferse tätowieren ließen. Eine enthauptete Leiche mit einer vergleichbaren Tätowierung wurde gefunden. Die dritte schon. Ob es sich um jemanden aus der Truppe der „Titanen“ handelt? Schwer zu sagen, denn die DNA ist zunächst total kryptisch und nicht zu entschlüsseln. Am Tatort fällt Christian eine geheimnisvolle „Medusa“ auf, die plötzlich verschwunden ist. Zudem erhält er unverständliche SMS mit Zitaten aus dem „Faust“.

Dann erhält er ein Päckchen mit einer Gothic-CD und einer Eintrittskarte ins „Schattenreich“. Als er einen Freund besucht, um bei einer Partie Schach darüber zu reden, verhält sich dieser sehr merkwürdig. Christian bemerkt, dass der Freund im Besitz eines Senet-Spiels ist. Ein altes, ägyptisches Brettspiel, das er aus anderen Zusammenhängen kennt, die dem Hörer nicht näher erläutert werden. Auf der Fahrt nach Hause folgt er seinem Navi im Auto, das mit der Stimme spricht, die auch den merkwürdigen SMS entspringt. Mit deren Wortlaut er auch Zugang zur Schattenreich-Disco erhält, zu der ihn die Stimme führt.

Was nun folgt, ist nicht nur verwirrend, sondern auch ein wenig billig untergebrachte Erotik mit Hang zum Albernen. Es endet mit maskierten Männern mit Waffen und dann ... wacht Christian in seiner Wohnung auf. Alles nur ein Traum? Christians Freundin Alexa (mit der er wohl mal etwas hatte) berichtet ihm, man hätte ihn nackt im Wald liegend gefunden. Darüber hinaus sei der Mord an der Kopflosen geklärt, die DNA-Analyse fehlerhaft und ein anerkannter Ägyptologe wollte Christian am Abend nach einer Veranstaltung dringend treffen. Dieser wird zum Ende postwendend entführt ...

Es ist wirklich sehr verwirrend, alle Details zu beachten, weil man ja nie weiß, was alles für den Fortgang der Handlung wichtig ist. Die Atmosphäre erinnert mich teilweise an die GABRIEL BURNS-Hörspiele, die auch sehr düster und als Fortsetzungsreihe erschienen sind. Besonders die Paukenschläge zum Kapitelanfang.

„Die Nephilim“ ist ein qualitativ hochwertiges Hörspiel, das den Hörer nicht unbedingt an die Hand nimmt und alles aufzeigt. Ich bin gespannt, ob es im Fortgang mehr Informationen gibt, und ob eine Bindung zu dem Hauptdarsteller Christian entsteht, von dem man zwar Einiges erfährt, der sich aber einem nicht sofort erschließt. Hörspielfreunde sollten auf jeden Fall die Samples auf der Homepage anhören.