Stil (Spielzeit): Fantasy Folk/Ambient/Score (43:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Ars Musica Diffundere/Black Rain (25.06.2010)
Bewertung: 6/10
Link: www.myspace.com/lugburzspace
Das flammende Auge Saurons als Cover, Band- und Albumname im „Herr der Ringe"-Font, Songtitel wie „The Ring Goes South", „The Riders Of Rohan" und „The Shire" – das kommt euch bekannt vor? Kein Wunder, layouttechnisch sieht „Songs From Forgotten Lands" den offiziellen Merchandise-Produkten zum Filmereignis des Jahrzehnts täuschend ähnlich. Allerdings handelt es sich bei LUGBURZ um eine spanische Band, die 2002 von dem im Infozettel als „Multi-Künstler" bezeichneten Sathorys Elenorth gegründet wurde und kurze Zeit später ein erstes Album veröffentlichte.
Ziel des Projektes ist es, und das dürfte kaum für Verwunderung sorgen, die Welt Mittelerdes akustisch zum Leben zu erwecken. Prinzipiell also genau das, was Howard Shore mit seinen Soundtracks zu den erfolgreichen Verfilmungen des J.R.R. Tolkien-Klassikers getan hat. Genau hier liegt auch das Problem, das man erkennen kann, sobald man die ersten Töne von „Songs From Forgotten Lands" gehört hat: Es kann Sathorys Elenorth schon in der Theorie gar nicht gelingen, die mystische Welt aus dem legendären Buch musikalisch auferstehen zu lassen, da Shore mit seinem Soundtrack nicht nur die perfekte Atmosphäre für den dreiteiligen Film, sondern auch die Untermalung zum Lesen der Bücher und einen kontextuell losgelösten Genuss unterm Kopfhörer erschaffen hat. Wer also die gleiche Schrift, ein bekanntes Bild aus dem Film und dieselben Songtitel benutzt, darf sich nicht wundern, wenn sein Ergebnis an dem Original gemessen wird. Und diesen Vergleich kann man nur verlieren, egal, wie gut man als Musiker und Komponist ist. Natürlich richtet sich das LUGBURZ-Projekt eher an den Ambient-/Folk-Fan und wartet auch mit düsterem Gekrächze und einigen anderen nicht zum reinen Filmsoundtrack passenden Elementen auf, und selbstverständlich kann man dem Initiator kaum seine Liebe zum Großwerk Tolkiens absprechen. Titel wie "The Ring Goes South", "Edoras", das am Anfang sehr an RUSHs "Xanadu" (!) erinnernde "The Shire" oder "The Riders Of Rohan" sind sogar richtig hörenswert und würden ohne ständigen Gedanken an den Filmscore mit Sicherheit gut funktionieren. Handwerklich ist „Songs From Forgotten Lands" ebenfalls gut gemacht, und das 8-seitige Fold out-Digipack ist sicherlich ein Blickfang.
Trotzdem bleibt es dabei: Das Mittelerde-Feeling, das sich mit den Soundtracks von Howard Shore etabliert hat, bleibt das Maß aller Dinge und transportiert massenweise mehr Stimmung und Gefühl als dieses Album. Wie man es vor Veröffentlichung des Films am besten machen konnte, haben BLIND GUARDIAN schon 1998 mit „Nightfall In MIddle-Earth" gezeigt. Das zweite LUGBURZ-Album funktioniert am ehesten als neutral zu betrachtendes, düsteres Fantasy Ambient-/Folk-Werk mit wenigen Gesangspassagen (welche das Vorurteil, dass Südeuropäer einen sehr starken Akzent haben, leider bestätigt), funktioniert als "Herr der Ringe"-Musik jedoch nur bedingt.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...