Link: http://www.myspace.com/invirohome
Vaterland, oh Vaterland… So lautet der Titel des sechsten Tracks auf der ersten Scheibe von IN VIRO, dem bereits im Jahre 2006 ins Leben gerufenen Musikprojekt von GATHER IN DUST-Frontmann Dante Frost, der sich zusammen mit Trommler und Programmierer Joey Six vorgenommen hat, unserer kaputten Welt mit kontroversen, anstößigen und von wahrem Mut und dicken Eiern zeugenden Texten zu zeigen, wo der Hammer hängt. Ja, wo hängt er denn? War das schon alles? Also der Text des besagten Songs ist jetzt nicht so sonderlich schockierend. Das kann es doch nicht schon gewesen sein. Kommt da noch was? Nein. Nicht wirklich. Eigentlich könnten die Texte kaum typischer für durchschnittlichen Gothickram sein. Genaugenommen sind sie sogar eher unterdurchschnittlich. Vielleicht ist das Anstößige an der ganzen Geschichte ja bloß, dass das Duo dem geneigten Hörer teilweise derartig lächerliche Phrasen ins Gesicht schmettert, dass man sich fragen muss, ob die Jungs die ganze Gothic-Szene einfach nur gehörig auf den Arm nehmen wollen. Textzeilen wie „Ich brauche keinen Sex, das Leben fickt mich schon genug.“ müssen an dieser Stelle wohl nicht weiter kommentiert werden. Witzbolde aus dörflichen Gefilden laufen mit diesem Spruch auf dem Shirt durch die Gegend und rufen „Satan!“, wenn sie einer schwarz gekleideten Person begegnen...
Und auch sonst lassen die lyrischen Ergüsse sehr zu wünschen übrig. Entweder hat man die langweiligen Parolen schon unzählige Male irgendwo anders gehört oder aus sehr gutem Grund auch eben gerade nicht. Also diesbezüglich hat IN VIRO schon mal auf ganzer Linie versagt. Sorry. Vorgetragen werden die Texte in einer Art und Weise, die sich im Volksmund mit „Neue Deutsche Härte“ beschreiben lässt. Also angelehnt an RAMMSTEIN, MEGAHERZ und STAHLHAMMER versucht Herr Frost stets, möglichst böse, hart, kalt und monoton zu klingen, indem er seine vermeintlich hintergründigen Zeilen meist ohne großartige Ansätze von Melodie und immer recht unfreundlich ins Mikro grummelt. Ab und an wird es dann doch etwas melodischer und in diesen Fällen weist seine gesangliche Darbietung auch gerne mal Parallelen zu Daniel Täumel von der zumindest lyrisch deutlich anspruchsvolleren Truppe DIE APOKALYPTISCHEN REITER auf. Meistens bleibt es jedoch auf RAMMSTEIN-Niveau. Auch musikalisch...
Denn ebenso wie ihre kommerziell so erfolgreichen Vorbilder aus Berlin setzen auch IN VIRO auf stampfende Rhythmen, die von elektronischen Klängen begleitet werden und dadurch ein steriles Gesamtbild erzeugen, welches Härte vermittelt und zum miesepetrig Dreinschauen geradezu einlädt. Das Ergebnis gestaltet sich dabei zu jeder Zeit recht tanzbar oder zumindest kopfnickertauglich, denn die vom Schlagzeug vorgegebenen Rhythmen sind äußerst simpel und weisen so gut wie keine interessanten Variationen auf. Auch die Gitarren beschränken sich überwiegend auf einfache, abgehackte Riffings, die sich hinter den stets präsenten Keyboard-Spielereien verstecken. Diese bewirken, dass das Ganze nicht vollends in der Belanglosigkeit versinkt. Denn für einige Minuten mag solch einfallsloses Gestampfe ja noch einigermaßen mitreißen, doch über zwölf Tracks muss dann doch etwas mehr geboten werden. Und das wird zum Glück durch die programmierten Klänge erreicht. Dadurch kann ich dieses Album auch nicht komplett verreißen, denn insgesamt geht es doch noch deutlich uninteressanter...
Immer wieder erwische ich mich beim Kopfnicken, wenn Tracks wie „Virus“ oder der relativ einnehmende Titeltrack aus den Boxen marschieren. Dass die Texte nichts zu bieten haben, ist dann gerne mal nebensächlich. Man kann im direkten Vergleich zu den oben genannten Vertretern der „Neuen Deutschen Härte“ also insgesamt wohl von einigermaßen solidem Mittelmaß sprechen. Geschwindigkeit und Soundgewand bewegen sich ebenfalls in mittleren Gefilden und sind nicht weiter erwähnenswert. Originell sieht also definitiv anders aus, aber wer auf derartige Bands steht, kann wohl gerne mal ein Ohr riskieren. Irgendwie müssen die beiden finsteren Herren aus Nordrhein-Westfalen ja ihr Debut an den Mann bringen...
Stil (Spielzeit): Neue Deutsche Härte (49:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Echozone (08.10.10)
Bewertung: 5 / 10