P. Paul Fenech - International Super Bastard

paul_fenech

Stil (Spielzeit): Psychobilly (71:01)
Label/Vertrieb (VÖ): I Used To Fuck People Like You In Prison Records (08.11.10)
Bewertung: 7 / 10
http://www.myspace.com/paulfenechuk

Ein echtes Arbeitstier… Der Typ mit der markanten Stimme, dem rüden Aussehen und dem nicht sonderlich reißerischen Namen scheint wirklich nicht genug von seiner eigenen Musik zu bekommen. Mit seiner primären Psychobilly-Formation THE METEORS hat er innerhalb der letzten dreißig Jahre bereits unzählige Veröffentlichungen auf den Markt geworfen, sich zudem immer wieder mal erfolgreich als Produzent für diverse andere Bands unter Beweis gestellt und nun, kurz nachdem er ein umfangreiches Best Of-Album veröffentlicht hat, ist der arbeitswütige Herr auch noch der Meinung, dass es auch als Solokünstler dringend an der Zeit sei, das mittlerweile siebte Studioalbum mit ganzen siebzehn Tracks und einer Spielzeit von über siebzig Minuten auf die Menschheit loszulassen. Mehr geht nicht. Das nenne ich mal echte Liebe zur Musik und einen wirklich vorbildlichen Einsatz. Nun ist normalerweise in derartigen Fällen ja leider damit zu rechnen, dass sich das Ergebnis, welches auf solch rasch aufeinander folgenden Releases vorzufinden ist, häufig als nicht sonderlich qualitativ hochwertig sowie eher unzureichend selektiert und komplettiert gestaltet. Doch nicht so bei unserem Paul.
Der Typ hat echt ein Händchen für authentische Psychobilly-Sounds aus alten Tagen. Und dabei lässt er auch noch etliche Einflüsse aus den Bereichen Punk, Ska, Country, Rock und Surf einfließen und gestaltet diese überlange Platte damit sehr abwechslungsreich, vielseitig und letztendlich auch längerfristig interessant. Also Langeweile hat auf „International Super Bastard“ leider keinen Platz gefunden. Dafür jede Menge merkwürdiger und überraschender Sounds und Songs. Der viereinhalbminütige Titeltrack, welcher die Scheibe ohne viele Worte und mit dem passenden Zusatz „Main Theme“ einleitet, stellt sofort klar, worum es hier geht. Flotte Psychobilly-Klänge mit den typisch einnehmenden Bassläufen, gepaart mit seltsamen Percussions, diversen Spielereien und Texten über „Death, Motorbikes and Rock’n’Roll“. Auf diese mehr als vielsagende und ebenso vielversprechende Einleitung folgt auch sogleich einer meiner persönlichen Favoriten dieses Albums. Der grandiose „Legions Song“ besticht durch einen melodischen und wirklich lange im Ohr hängenbleibenden Refrain und einen mitreißenden Rhythmus, welcher sich in dieser Art und Weise auch fast über die komplette Scheibe zieht.

Und das ist jetzt absolut positiv gemeint, da sich die Durchgängigkeit auf den mitreißenden Rhythmus im Allgemeinen bezieht. Sowohl Geschwindigkeit als auch Ausprägung variieren selbstverständlich von Track zu Track. Wer die zahlreichen vorangegangenen Werke von P. PAUL FENECH kennt, der wird wissen, wovon ich spreche. Die größte Gemeinsamkeit, die sämtliche Tracks miteinander verbindet, ist wie immer die durchgehend äußerst ausgeprägte Tanzbarkeit, welche durch die meist mittleren bis langsamen Geschwindigkeiten erzielt wird. Die dafür benötigten Instrumente werden fast immer von Herrn Fenech persönlich gespielt. Nur in einigen Tracks stehen ihm diverse Gastmusiker helfend zur Seite. Davon merkt man, abgesehen von der Gastsängerin, jedoch nicht viel. P. PAUL FENECH klingt einfach immer nach P. Paul FENECH. Und der wiederum klingt nach einer Mischung aus THE METEORS, BATMOBILE und einer Menge nachhaltig wirkenden Drogen. Einigen mag das Ergebnis zu abgedreht erscheinen.

Allen echten Teds, harten Rockern und einfach jedem eingefleischten Fan von ehrlichen Psychobilly-Klängen hingegen sollte das Album ebenso zusagen wie alles andere, was der lässige Brite bisher so verzapft hat. Voraussetzung ist jedoch eine gewisse Vorliebe für die alte Schule. Denn die Einflüsse aus längst vergangenen Tagen sind doch sehr dominant und auch der Sound klingt sehr angestaubt. Das stört zwar nicht sonderlich, da es zu dieser Art von Musik natürlich bestens passt, trifft jedoch heutzutage nicht mehr unbedingt jedermanns Geschmack. Was hingegen generationenübergreifend überzeugen dürfte, das ist der äußerst markante, rauchig-quäkende Gesang von Herrn Fenech und die eingängigen Melodien, die dieser zustande bringt. Ein ganz klarer Anwärter auf den „Psycho des Jahres 2011“...