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LIMP BIZKIT. Ein Name wie eine Achterbahnfahrt, quer durch postpubertäre Hormonstöße und erste blaue Flecke nach suffigen Abenden in Heavy Rock-Diskos. Dann, im Jahr 2001, der Schlag ins Gesicht: Wes Borland verließ die Band. "Results May Vary" folgte als erwachsenes, jedoch vorhersehbares Alternative Album. Die Kekse schienen im Mainstream angekommen zu sein. Dann kehrte Borland zurück. Mit ihm und der Hilfe von Ross Robison wurde "The Unquestionable Truth (Part 1)" aufgenommen und im Mai 2005 veröffentlicht. Der krasse Gegensatz beider Alben zerriss zuletzt nicht nur die Band, sondern auch den bis dato so zusammenhängenden Strom weltweiter Fanbewegungen. Limp Bizkit zerbröselten (vorerst) endgültig.
Als 2009 die Reunion propagiert wurde, kam in mir und allen anderen Pimp-Rockern rund um den Globus die verschleppte Bizkiteritis von Null auf 100 wieder hoch. Was für eine Wirkung. Jetzt, im Sommer 2011, schlängelt sich das sechste Album "Gold Cobra" willig in meinem Plattenteller. Was für ein großartiger Moment. Um es aufrichtig und sachlich konkret zu beschreiben: The fuckin' CD is rockin' the fuckin' shit out of my fuckin' stereo!
"Douche Bag" scheppert fies los, kombiniert melodiöse "Results May Vary"-Bögen mit fetten Riffs, bevor Freddy D klar postuliert, mir den Arsch gewaltig aufzureißen. Allein die Nummer pumpt derartig viel Testosteron in meine Adern, dass ich beim Zuhören meine Anlage dissen möchte. "Shark Attack", "Gold Cobra" und "Shotgun" sind eiskalte Reim-Monster auf gleichbleibend hohem Niveau, immer darauf bedacht, instrumentale Groove-Prügel-Eintracht mit saftigen "Halts-Maul"-Botschaften zu verknüpfen. Nur durch diese Nummern präsentieren sich LIMP BIZKIT in einer Höchstform und Einheit, die der Fan seit 2001 nicht mehr erlebt hat.
Die giftige Verführung bietet aber noch mehr. "Get A Life" und "Walking Away" prasseln mit heftigen Screamo-Einlagen seitens Durst auf die Ohren ein. "Walking Away" entwickelt sich nebenbei zu der authentischsten Halb-Ballade, die LIMP BIZKIT seit "The One" geschrieben haben. "Why Try" zieht mit hartmetallischen Riffs einen Schlussstrich unter alle Gerüchte bezüglich der Band und spuckt dem Kritiker ganz viel Leben ins verzerrte Gesicht. Lang vermisste Oldschool-Qualitäten finden ihren Platz im Edelstück mit dem Namen "90.2.10", das mit richtig viel 90er-Grunge-Saft Sauerstoff in die tanzgeilen Muskeln schießt.
Die elektronische Schiene füllen die Tracks "Bring It Back", "Killer In You" und der absolute Geheimtipp "Autotunage". Die Paarung fetter Hiphop Beats und gargebratener Metalriffs scheint mit diesem Output das letzte Jahrzehnt ohne Abstriche überstanden zu haben. "Autotunage" ist der gekonnteste Arschtritt für TIMBERLAND und Co. seit Jahren. Dafür gibt's einen dritten Daumen nach oben. Der Gesamtmix von "Gold Cobra" bewegt sich hart, trocken und zeitgemäß zwischen "Chocolate Starfish...", "Results May Vary" und (Augen und Ohren auf) "Three Dollar Bill, Y'all?". LIMP BIZKIT haben den richtigen Schritt gewählt, als sie sich dazu entschieden, ihr Überalbum von 2001 nicht zu reproduzieren. "Gold Cobra" erklingt groovig, simpel, einzigartig und interessant gespickt genug, um mich und viele Hörer für eine sehr lange Zeit an alte Erinnerungen zu fesseln. Das rote Cap glänzt seit kurzer Zeit auch wieder frisch im Kleiderschrank. "Gold Cobra" ist die neue Rapcore Bibel!
Stil(Spielzeit): RapCore (49:44)
Label/Vertrieb (V.Ö.): Interscope Rec. (28.06.11)
Bewertung: 10 / 10