The Draytones - Up In My Head




 


Stil (Spielzeit): 60er Beat (32:01)

Label/Vertrieb (VÖ): 1965 Records/Alive

Bewertung: 6,5/10

Link: http://www.thedraytones.com
http://www.myspace.com/thedraytones

In Zeiten, in denen die maximale Härte, egal ob musikalisch oder in den Texten, weitgehend ausgelotet ist und stilistische Weiterentwicklung nicht in Sicht ist, besinnen sich Musiker nicht selten auf die glorreiche Vergangenheit. Das Ergebnis ist eine Renaissance oder Retro-Rock. Die aktuelle Retro-Rock Welle konzentriert sich dabei größtenteils auf die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Einen ganz anderen Weg gehen die DRAYTONES.

Das englische Trio hat seinen Stil in der Beat-Bewegung der frühen 60er gefunden. Frühe BEATLES und KINGS lassen Grüßen. Von einem authentischen Sound mit höhenlastigen Gitarren und im Hintergrund eingespieltem Vinyl-Rascheln bis zum biederen Outfit mit Krawatte und Rollkragen, man meint tatsächlich fast, ein mehr als 40 Jahre altes Album in den Händen zu halten.
Etwas übertreiben es die Briten mit dem Authentizität, wenn wie beim Opener „Turn It Down“ die sehr großzügig eingesetzten Feedbacks langsam anfangen, auf die Nerven zu gehen. Davon abgesehen kann man den Dreien keine handwerklichen Fehler vorwerfen. Die Songs haben durch die Bank Charme und klingen sogar irgendwie frisch und verlieren sich vor allem nie in profanen Brit-Pop Niederungen.
Nun hat die Beat-Bewegung, diese kurze Phase nachdem der klassische bluesbasierte Rock N’ Roll der 50er schon für tot erklärt worden war und sich die Hard- und Psychodelic-Rocker noch nicht zu neuen Ufern aufgemacht hatten, nicht mal zu Unrecht bei vielen heutigen Rockhörern keinen all zu guten ruf. Zu Süß und zu poppig, zu leicht klangen viele Bands und nur wenige Ausnahmen schafften es wie die BEATLES, musikalisch und inhaltlich zu reifen.
Und auch bei den DRAYTONES werden überwiegend eher dünne Bretter gebohrt. Das aber immerhin unterhaltsam und mit mitreißenden Melodien wie bei „On The Way“. Eine echte Ausnahme ist das mit der Aggressivität der frühen THE WHO daherkommenden „Don’t Talk To Me“. Einen schwachen Song kann ich derweil auf dem ganzen Album nicht finden.

Wer dem speziellen Charm der Beatgeneration etwas abgewinnen kann, sollte den DRAYTONES eine Chance geben. Ob man sich dann für die Neuauflage oder die Originale der guten alten Zeit entscheidet, ist am Ende wohl eine Gewissensentscheidung.