Laserboys - Laserboys Vs. Lord Fleischzahn Tipp

Laserboys

Stil (Spielzeit): „eigentlich alles“ (48:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (01.08.11)
Bewertung: 10 / 10
Link(s): http://www.myspace.com/laserboys

Unglaublich witzig... Im Ernst. Diese Jungs haben es endlich mal geschafft, etwas tatsächlich Außergewöhnliches zu kreieren. Allzu viele Durchschnittsbands schreiben sich vollkommen ungerechtfertigterweise auf ihre Durchschnittsfahnen, mit ihrer Durchschnittsmucke etwas so zuvor nie Gehörtes, vollkommen Neues erschaffen zu haben. Nur weil man den einen oder anderen Elektroklang in seinem Stromgitarreneinheitsbrei untergebracht hat, ist damit noch lange nicht der Beginn einer neuen Ära eingeleitet. Ganz anders bei den LASERBOYS aus Stuttgart. Diese sieben völlig durchgeknallten Möchtegern-Superhelden haben die Messlatte in Sachen Aufmachung und Konzept ihres Debutalbums nahezu unerreichbar hoch gesetzt. Da können sogar DIE ÄRZTE nicht mithalten. Wirklich außerordentlich schade, dass die seit 2006 aktiven Jungs noch keinen Plattenvertrag haben und somit ihre kranken Ideen keinem großflächigen Publikum zugänglich machen können. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass die Zielgruppe der LASERBOYS relativ übersichtlich ausfallen dürfte. So breit gefächert sich auch die sechzehn höchst eigenartigen musikalischen Werke auf „Laserboys Vs. Lord Fleischzahn“ gestalten mögen, so eingeschränkt wird doch gerade dadurch das potentielle Klientel...

Also ich würde die Scheibe jederzeit käuflich erwerben, wenn ich könnte. Allerdings wüsste ich nicht einmal so recht, ob ich dafür in einen Platten- oder einen Comicladen gehen sollte. Denn die mir bekannte Version dieses Longplayers kommt gänzlich ohne Jewelcase, Booklet oder sonstigen Mainstreamkram aus. Viel mehr bekommt man es hier mit einem in Sachen Format und Qualität absolut handelsüblichen Comicheft zu tun, welches ein herkömmliches Booklet ersetzt und die dazugehörige Chromdisk zur musikalischen Untermalung der darin erzählten Geschichte auf der letzten Seite untergebracht hat. Und dieses sehr umfangreiche Comicheftchen ist der eigentliche Gewinner, welcher den äußerst humorvollen LASERBOYS zu meiner vielleicht nicht so ganz angemessenen Bewertung verholfen hat. Denn auch wenn die Zeichnungen insgesamt ziemlich schlecht und zudem relativ eintönig koloriert sind und in ihrer Gestaltung an uralte Grindscheiben erinnern, so erzählen sie doch eine unvergleichlich dämlich-witzige Geschichte über sieben schwachsinnige Superhelden im Kampf gegen ihren bösen Halbbruder. Also ich habe mich wirklich köstlich amüsiert. Man muss allerdings einen gewissen Fäkalhumor sein Eigen nennen und den Anspruch auch mal komplett verdrängen können...

Wenn man diese Voraussetzungen erfüllt, dann wird man definitiv seine Freude an all diesen bunten Bilderchen und vor allem an den dazugehörigen Texten haben. Diese sind in einem wunderbar idiotischen Mix aus Englisch, Deutsch und irgend etwas dazwischen gehalten und werden zu großen Teilen auch im entsprechenden Soundtrack so wiedergegeben. Die Platte erzählt nämlich die selbe Geschichte mittels verschiedenster musikalischer Stilrichtungen in sechzehn Akten. Die Musik der LASERBOYS zu beschreiben oder gar zu bewerten fällt mir wahrhaftig schwer. Als erstes sei hierzu angemerkt, dass bei allem grenzdebilen Humor der Jungs die songwriterische sowie sound- und spieltechnische Qualität der Songs überhaupt nicht schlecht oder gar minderwertig ist. Ganz im Gegenteil. Sämtliche Genres, welche hier aufgegriffen werden, beherrschen die sieben Stuttgarter, als würden sie sonst nichts anderes spielen...

Und diese Genres könnten sich unterschiedlicher kaum gestalten. Der geneigte Hörer wird auf dieser Scheibe mit Metalcore, Powermetal, Thrash, Goregrind, Jazz, Dancefloor, Elektro, Hardcore und jeder Menge undefinierbaren Klängen beschallt, bis auch die letzte Gehirnzelle resigniert und abschaltet. Super. Nicht unbedingt die Platte, die man sich jeden Tag geben kann, aber auch definitiv mehr als ein reiner Witz. Die RAMMSTEIN-Parodie in „Club Morbid“ beispielsweise ist vom Original kaum zu unterscheiden. Alles in allem ist dieses Meisterwerk natürlich stark gewöhnungsbedürftig, dafür aber höchstgradigst originell und bei genauerer Betrachtung sogar ziemlich eingängig. Die LASERBOYS muss ich unbedingt live sehen...