Ruby Throat - The Ventriloquist


ruby_throat_the_ventriloquist

Stil (Spielzeit): Folk / Shoegaze (67:34)
Label/Vertrieb (VÖ): Weatherbox/Alive (20.02.09)
Bewertung: 6,5 / 10 Punkten

Link: www.myspace.com/katiejanegarsiderubythroat

 

Wenn man der Sängerin des Duos RUBY THROAT auf ihrer neuen Veröffentlichung "The Ventriloquist" lauscht, könnte man meinen, die Dame sei frisch aus David Lynch's Twin Peaks gefallen, unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder Drogen wie LSD etwa, oder einfach auf der Suche nach einer Alternativlösung auf die Frage: Warum?
Mal abgesehen von haarstreubenden Spekulationen um die Band selbst und der lustigen Möglichkeit, aus ihrem Bandnamen schmuddelige Wortwitzchen zu formen, kommt "The Ventriloquist" in einem Singer/Songwriter-Gewand daher, welches gegen so ziemlich alle Konventionen strebt, wenn es so etwas für Musik überhaupt gibt.

Ganz nüchtern betrachtet kann man das Duo RUBY THROAT um Sängerin Katie Jane Garside und Gitarrist Chris Wittingham als psychedelischen Mix aus BJÖRK und Shoegaze alá VANGELIS bezeichnen. Die CD einlegend und dem ersten Track lauschend wird man in eine düstere surreale Welt gezogen, atmosphärische Effekte und leicht dissonante Gitarrenharmonien erzeugen eine fast schon morbide Atmosphäre, bevor sich die liebliche aber zugleich leicht unheimliche Stimme der Sängerin darüberlegt. Irgendwo in der Ferne vernimmt man ein Glockenspiel, welches die anhaltende dunkle Atmosphäre durchdringt.
Und auf einmal ist da so etwas wie ein Refrain; ob man es glaubt oder nicht: Der Mix aus Dreampop, Folk und Songwriter-Musik klingt ab und zu (bis selten) sogar etwas populär.

Der zweite Song folgt, die düstere Atmosphäre besteht weiterhin, die zarte Stimme der Sängerin bricht jedoch nun aus und der Begriff von einer klaren Songstruktur ist nicht mehr zu weit hergeholt. Langsam wird ein richtiges Songgefüge aufgebaut, die Stimme klingt nun nicht mehr leise und verhalten, sondern verzweifelt und teilweise fast schon stark. Die traumartige und düstere Atmosphäre zieht sich durch die gesamten knapp siebzig Minuten der Platte, teilweise sind richtig schöne melancholische Tracks zu hören ("Salto Angel", "Dear Daniel"), welche überhaupt nicht mehr dissonant und surreal klingen, sondern eher an ruhigen Trip-Hop alá LAMB erinnern. Mit dem weiteren Verlauf der CD steigt der Psychoanteil jedoch immer mehr, bis dieser seinen Höhepunkt schließlich im neunten Song findet ("John 3.16"). Der knapp 15 Minuten lange Song artet gegen Ende in eine Art noise-gewordenes Indianer-Ritual aus, dissonante E-Gitarren spielen
mit allen nur möglichen Effekten, während sich die kleine Sängerin der Band die Seele aus dem Leib krächtzt. Danach folgt der obligatorische ruhige Rausschmeißer der Platte, sowie zwei anschließende Bonustracks.

Insgesamt ist "The Ventriloquist" von RUBY THROAT einfach anders. Shoegaze trifft hier auf psychedelischen Folk mit dem gelegentlichen Hang zu avantgardistischem Noise. Die Tracks sind teilweise sehr schön anzuhören, teilweise aber auch zum Verzweifeln. Sehr atmosphärisch, träumerisch und surreal kommen die Songs daher, die zwei Bonustracks am Schluss bieten jedoch sogar fast reinen Folk.
Wer also auf BJÖRK steht, ab und zu THE MARS VOLTA-Konzerte besucht; wer FEIST langweilig findet, aber auch gerne zu LAMB chillt - der sollte "The Ventriloquist" von RUBY THROAT kaufen.