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„Riccardo Prencipe’s CORDE OBLIQUE“ lautet der vollständige Name des Projekts eines italienischen Gitarristen, den hierzulande leider noch immer allzu wenige Leute kennen. Seine ersten beiden Alben erschienen noch unter dem Namen LUPERCALIA. „The Stones of Naples“ ist das dritte als CORDE OBLIQUE und wie die Vorgänger sind „die neapolitanischen Steine“ echte Perlen der Neoklassik / des Neofolks. Dafür sind auch dieses Mal zahlreiche Gastmusiker mitverantwortlich. Hervorzuheben sind da erst einmal die fünf verschiedenen Sängerinnen, deren Stimmen so unterschiedliche Charaktere ausstrahlen, und die für ansonsten eher ungewohnten Abwechslungsreichtum sorgen. Die Klasse Prencipes zeigt sich da nicht nur als virtuoser und gefühlvoller Saitenartist, sondern vor allem auch als Komponist, der den verschiedenen Stimmen maßgeschneiderte Unterlagen bietet, auf den die Damen so richtig glänzen können. Dass sie die überwiegend auf Italienisch tun, verleiht dem ganzen zusätzlichen Charme. Und wie die Damen, so sind auch die diversen Herren dieser musikalischen Schöpfung an den Instrumenten [allen voran Violinist Edo Notarloberti (von ARGINE, ASHRAM)] ein echter Genuß. --- Aber hier geht es nicht um technischer Perfektion, als vielmehr um ein fast schon körperliches Erleben der Atmosphären. Da wehen den Hörer kühle Pianolinien wie Brisen vom Meer an. Und während sich die Gänsehaut aufstellt, wärmen Streicher wie die letzten Strahlen der untergehenden Sonne… Und mal vorder- mal hintergründig thront über allem, und ist doch zugleich das Fundament für alles, das wunderschöne und doch völlig unaufdringliche Spiel Prencipes auf Gitarre und mittelalterlicher Laute. Wie gesagt, sehr abwechslungsreich. Das gilt nicht nur für die Atmosphären, sondern auch für die Kopfreisen, zu denen man verführt wird. Trotz des Labels Neoklassik / Neofolk wird hier nicht ein für moderne Hörer zugeschnittenes Mittelalter reanimiert. CORDE OBLIQUE haben keine Scheu, auch mal wirklich modern zu klingen. --- In Verbindung mit gelegentlicher, typisch italienisch zu nennender Melodieführung wird der Neofolk fast schon poppig. Das CO das vorrangig mit akustischen Instrumenten hinkriegen, spricht nicht gerade gegen sie. Und dass sie niemals den typischen wie ekelhaften süß-seichten San Remo-Geschmack annehmen, auch nicht. Eine richtig tolle Platte, die aufgrund der Intensität der Atmosphären bei gleichzeitig vornehmer Dezenz des klanglichen Gerüsts das Leben vielfach bereichern kann: die zum gedankenvollen Träumen verführt, nicht weniger als zum absolut konzentrierten Zuhören; die mental wie sinnlich den Hörer herausfordern kann, aber auch als bloße Hintergrundmusik den Hausputz fast schon vergnüglich gestaltet. p.s. für uns Metaller: wurde auf dem Vorgänger noch SEPULTURAs "Kaiowas" eher uninteressant gecovert, so ist die Interpretation von "Flying" von ANATHEMA allemal hörenswert. (Gibt's auf der Bandseite) p.p.s. auf den Seiten von Prikosnovénie gibt’s die Möglichkeit, in alle Stücke reinzuhören, ansonsten unbedingt auch Myspace anchecken, auch wenn man das Album immer ganz genießen sollte.