So, jetzt wird's ernst. Oder schwierig. Zumindest für mich. Denn ich habe mit Sicherheit schon leichtere Platten zu Reviewen gehabt. Wie kann ich THE FAWN aus der Schweiz jemandem erklären, der sie nicht selbst gehört hat?
THE FAWN sind ein Kollektiv. Sie machen irgendwas zwischen Folk, Pop und Indie. Aber alles sehr, sehr experimentell. Also kein Wunder, dass hier u.a. Leute von THE OCEAN oder COILGUNS involviert sind – auch wenn man diese Einflüsse nicht mal für eine Sekunde bei dieser Musik erahnen würde.
Denn auf diesem ersten Album von THE FAWN (nach vier EPs) klingen sie vor allem elegisch, weit, schwebend und eher nach Skandinavien oder den USA als nach unseren südlichen Nachbarn. Es klingt so ein wenig, als hätte man den BRIGHT EYES, MY MORNING JACKET und MUMFORD & SONS (eigentlich ein blöder Vergleich...) jegliche Verzerrer geklaut, LSD in den Tee gekippt und noch ein paar Tranquilizer hinterher geschüttet.
Danach hat man dann jede Menge Freunde mit ihren verschiedenen Instrumenten eingeladen, zugesehen, dass die ebenso dicht sind und die ganze Party in eine Kirche verlegt – da wurden die Songs nämlich mit nettem Raumhall aufgenommen. Klingt seltsam? Ja, frag mal nach!
Das Problem an THE FAWN ist dann aber manchmal auch der Größenwahn. Natürlich ist das cool, dass die sich hier soweit aus dem Fenster lehnen. Und ab und zu gelingen ihnen auch die absoluten Gänsehaut-Momente, die wahre Größe zeigen. Manchmal lassen sie dich aber auch ein wenig verwirrt (in schlimmen Momenten sogar etwas gelangweilt) vor den Boxen zurück.
Wer schwebende Folksongs mag, die sich in aller Ruhe ausbreiten und immer wieder ins Experimentelle abdriften, der muss THE FAWN einfach mal gehört haben. Ich hätte allerdings gerne noch ein paar mehr magische Momente auf dieser Platte gehabt. Denn dass sie es können, beweisen sie mehr als oft genug auf „Collegium".